Wer sagt, dass es im Westen keine kosmischen Tänzer gibt? Shiva, der kosmische Tänzer im Bild, stammt aus dem 14. Jahrhundert und steht vor einem Fenster unseres Hauses, ein Geschenk der wahrhaft großzügigen und liebenswerten Hausbesitzer und Vermieter, die ich auch in Indien immer wieder loben konnte, wenn es um die weit verbreiteten indischen Nachbarkämpfe-und Dispute ging. Ja, auch das gibt es: die gelungenen Nachbar-Beziehungen, die sich über Jahre hinweg in guter Ausgleichung und gegenseitigem Respekt in eine tiefe Freude verwandeln, dass man auf angenehme Weise voneinander lernen und aneinander hat teilnehmen können. Jetzt ist diese gemeinsame Phase beendet. Unser „Landlord“ hat bereits vor Jahren das Zeitliche gesegnet, (meine Güte!, was für ein Ausdruck für Sterben!), und sie, die Landlady, ist nun in die Stadt gezogen in eine neue Umgebung, und es wird nicht nur die Freundschaft weiter gedeihen, sondern wir haben ein paar wunderbare Dinge aus dem Haus übernehmen dürfen, eben u.a. diesen tanzenden Shiva, „Natraj“ genannt. In Indien wird diese Figur übrigens gefürchtet, weil die Welten beben bei seinem Tanzschritt, und ich habe die Figur noch in keinem Haus einfach so herumstehen sehen, in einem Shiva Tempel schon eher. Es kann ja auch sehr günstig sein, wenn man die kulturellen Bedeutungen und Deutungen nicht so gut kennt und sich in der Arglosigkeit bewundernder Schönheit bewegen kann. Überhaupt ist mir dieses Jahr immer wieder aufs Neue klar geworden, wie sehr die Weltwahrnehmung vom individuell schauenden Auge, und die Verantwortung des Blickes ganz und gar von der Zufuhr der Gehirnnahrung abhängt, mit der man den Geist in Bewegung hält. Und dass es dann über diesen Weg ziemlich schnell zu den Quellfragen kommt (kommen kann), z.B. w e r schaut, wer projeziert, wer kommentiert auf der Basis welcher Information und welcher Anschauung des Weltgefüges.
Als Zurückkehrende aus Indien bin ich gerade hochzufrieden. Die Sonne scheint, heute sollen es 21 Grad werden, daran kann ich mich über die vielen Jahre dieser selben Reise hinweg nicht erinnern, eben dass es so strahlend ist am Himmel, und die guten Freundschaften innerhalb unseres Hauses sind ein wahrer Segen…ja! Was haben wir Schöpferisches und Kunstvolles zusammen erarbeitet!, und geackert wie die Wilden an uns selbst mit unermüdlicher Stetigkeit. Jetzt kommt es mir so vor, dass alles wesentlich leichtfüßiger ist. Wir sind in unseren eigenen, individuellen Welten mehr gefestigt, was das Gemeinsame in freiere Bahnen lenkt und: mal schauen, wie es ist…….