plausibel (?)

Es bleibt ja nicht aus, dass man sich früher oder später eine Weltanschauung bastelt, die man für plausibel hält, und vielleicht braucht man sie auch für eine Zeitlang. Günstig, wenn im Meinungsspinnenwebennetz sich Risse zeigen, die zu Toren und Türen werden in die anderen Welten hinein, von denen man, Mann und Frau, ständig umgeben sind, und von ihren Kindern, von denen man selbst mal eins war und sich glücklich schätzen kann, wenn man einigermaßen heil da rausgekommen ist, aus den Kriegen, aus den Verklemmungen und Verbiegungen unter der Herrschaft des jeweiligen Gesellschaftssystems. Mir kamen die Schicksalspakete meistens gut dosiert vor im Sinne, dass niemandem, den man traf, etwas erspart blieb. Alle hatten dasselbe zu tun, eben mit dem, was wir vorfanden, umzugehen, wie wir es verstanden haben. Ich kannte auch eine Patientin, die ihrem Krebs dankbar war, der ihren Wankelmütigkeiten einen Halt und einen Fokus gab. Und so kann man zwar Menschen bedauern, die einen düsteren Blick auf die Welt haben und sicher sind, dass das alles ziemlich mies ist, und an Beweisen wird es nicht fehlen. Wen sehen die Menschen in Trump, wenn sie ihn zum Gott erklären, oder hier, wo ein Friedrich Merz schon die Kanzlerschale hebt, und alles, was uns bleibt (in dieser Hinsicht) ist, das Kreuzchen nicht bei ihm anzubringen, aber immerhin. Und wieviel habe ich beigetragen zu der Tatsache, dass ich nun in einem blühenden Garten sitze und die Möglichkeit bereichender Dialoge habe, im Alltag eben, von mir aus auch beim Einräumen der Geschirrspülmaschine. Auf jeden Fall ist die Zeit gekommen, wo das Haben bedacht werden muss, denn es belastet die Seinsfrage wegen der Blutspur die es hinter sich herzieht. Nie war gegen das Notwendige etwas einzuwenden, denn tief kann sie einen treffen, die Beschämung, wenn andere noch nicht einmal wissen, wie sie ihre Kinder am Leben erhalten können. Wir driften ins gänzlich Unvorstellbare. Den Überlebenden des menschenerzeugten Schreckens erscheint die Welt oft als Hölle, und ja, wir wandern durch das Zeitalter des Todes, und mit uns die Dichter:innen und die Philosoph:innen und die Künstler:innen. Wir sind das Murmeln der Gegenkultur, wir sind der Lichtblick auf der Gefängnismauer, sind das Weltbild an sich, das schwebt in stetem Wandel durchs All.

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