Ich suche nach Worten, ich finde sie nicht. Muss mich aufmachen in meine Empörung hinein. Weiß nicht, ob sie dort herumliegen, die Worte, bereit, mir zu helfen beim Unlösbaren, also dem, was die eigene Vorstellung derart sprengt, dass man ohne sie zurechtkommen muss, aber mit dem Gefühl zurückbleibt, das einen wortlos gemacht hat. Ich hatte schon einmal davon gehört, dass es einem Chirurgen gelungen war, ein Schweineherz in einen Menschen hinein zu pflanzen, der ohne dieses einmalige Experiment gestorben wäre. So hat man’s gemacht, und noch lebt er. Klar will er leben, er ist erst 57. Nun pocht in ihm ein Schweineherz, das genetisch manipuliert werden musste, damit man den Menschenkörper austrickst und er das fremde Organ annimmt. Gestern habe ich unterwegs einen längeren Bericht darüber gehört. Wenn das klappt, sagte jemand, dann gibt es fortan unbegrenztes Material. Die Schweine, oft gelobt wegen ihrer Ähnlichkeit zum Menschen (?), sind dann das unbegrenzte Material, so, wie Raubtiere das unbegrenzte Material für Pelzmäntel waren. Aber Frau Vogt, sagte die Frau aus der Pelzabteilung damals zu mir, dafür werden sie doch gezüchtet. Ach so, sie werden als Pelzmantel geboren. Zurück zum Herzen. Der Arzt, hochgelobt für seine stundenlange Exzellenz, hatte, so hörte ich, hunderte Male schon vorher jeden Handgriff geübt. An Pavianen. An hunderten von Pavianen, die vermutlich gesund waren, bevor man ihnen das eigene Herz herausgenommen hat und ein Schweineherz eingesetzt. Eine lobende Stimme erklärte, dass eines von den Tieren sogar 5 Monate lebte danach. Das bringt keinen Tropfen Bewunderung in mir hervor, sondern es ist das Grauen, das keine Worte findet. Es gibt eine Menge Menschen, die auf ein Herz warten und keines bekommen. Soll man sie sterben lassen, weil man die Tiere schonen will? Es gibt ja nicht nur einen Ort, an dem diese Untaten realisiert werden, sondern es wird wissenschaftlich danach gegiert, auch an die Reihe, heißt an die Erlaubnis heran zu kommen, dieses Experiment auch durchführen zu dürfen. Es gibt sozusagen bereits ein Chirurgenfieber, das übt sich an Pavianen, die man irgendwo im Gehege hat, nimmt ihnen das Herz heraus und hinein mit dem Schweineherz, damit später beim Menschen jeder Griff sitzt. Ich bin keine fanatische Tierliebhaberin, bin aber dankbar dafür, dass ich vor allem in Indien in so nahen Kontakt mit Tieren kam, die alle draußen frei herumliefen und eine helle Freude waren im Tumult des Lebendigen. Nun kann ich nicht darauf antworten, würde ich gefragt werden und wäre um die 57, wie ich mich entscheiden würde, hinge mein Leben davon ab. Und ich weiß ja schon lange, dass ich keine Maus und keinen Affen vor diesen Hochgeehrten retten kann. Meine Empörung gilt diesen beeindruckten Stimmen, die es kaum fassen können, was der Mensch so alles schon kann. Kein Wort über die Tiere, kein Wort über diese unheimliche und grenzenlose Arroganz, die den Menschen ergreift, wenn er sich als das erhabene Wesen betrachtet, das sich die Erde untertan machen kann und tun, was er will, mit wem und mit was auch immer. Und kann man wirklich tun, was man will ohne Liebe? Und kann man mit Liebe Tiere grenzenlos quälen?