Auch wenn man von etwas (z.B. dem Fußballspielen) nicht wirklich was versteht, favorisiert man gerne ein bisschen vor sich hin, ohne viel darüber nachzudenken, warum man klaro möchte, dass bella Italia gewinnt, obwohl das lange nicht so aussah. Irgendwann bin ich dann auch gegangen, weil jeder Elfmeter ja extra Nerven kostet, da es einem nahebringt, wie unerbittlich und schnell das Schicksal zuschlagen kann. Als ich aus der Tür ging, dachte ich na, vielleicht schießen sie jetzt doch noch ein Tor, so als könnte mein Verschwinden dort ein Tor erzeugen. Eine Minute später wurde ich über das Haustelefon informiert, dass sie tatsächlich ein Tor geschossen haben, und so bin ich froh, dass ich keine mystische Anhauchung (mehr) nachweisen kann, aber irgendwie wusste ich doch, dass Italien gewinnt. Denn wenn man so weit kommt, könnte es einem und dem jeweils dazugehörigen Volk eigentlich egal sein, denn beim Elfmeterschießen hängen Gewinn und Verlust an ähnlichen Fäden wie bei der Dämmer-Gebets-Stunde der Muslime, wenn ein weißer und ein schwarzer Faden sich nicht mehr unterscheiden, dann ist nämlich Dämmerung und der Muezzin beginnt zu singen. Der zukünftige König und vor allem der kleine Prinz sollen sehr traurig ausgesehen haben, während im Internet schon die Shitstürmer sich an die Tasten machten gegen die Elfmetervermassler. Also wenn man zuhause sitzt und entscheiden kann, was man macht, sehe ich auch manchmal gerne in diese Fangemeinde der Welten, dieses aufwendige Geschmücke mit Hörnern und Kostümen und Fahnen als Gesichtsbemalung, und wundere mich, wo die Leute das alles lernen, dieses Hin-und Herwogen wie an großen Biertischen. Ausgesprochen überflüssig finde ich auch das Buhen, wenn einer, der nicht zu meiner Gruppe gehört, gerade den Ball hat. Come on, wo sind wir? Ach ja, die persönlich Shitgestormten waren alle von farbiger Hautfarbe, hörte ich und musste nicht lange grübeln, ob das wohl auch was mit dem Shitstorm in den Gehirnen so mancher Hellhäutigen zu tun hat. So als wäre unter den Fans jeder verbrachte Tag ein Treffer! Deswegen werden auch heute meine Bilder weder dem Geschehen gerecht, noch der Sonnenblume, denn fast willkürlich sind sie von mir zusammengefügt worden, eben ein Schuss Italia und ein Hauch Siegesleuchten. Natürlich kann man gegen die Freude des Gewinnes nichts sagen, das entspannt und lässt, zumindest das gewinnende Land, die steigenden Coronazahlen einen Moment lang vergessen. Und obwohl einem die italienischen Fans am Anfang des Spiels kurz mal ein bisschen leid taten, so können einem, wenn man möchte, jetzt die Engländer ein bisschen leid tun, vor allem, wenn sie außer dem Verlust im eigenen Königreich auch noch ein Mega-Spreader-Event werden. So stützt sich Fortuna auf den schmuckvollen Knauf ihres amtlichen Schwertes und kontempliert die Wahrscheinlichkeit einer Launenhaftigkeit des Alls und der verfügbaren Spielarten.