Das Schaf ist kein Ausdruck meiner Sommerfreude, sondern es steht schon seit vielen Jahren an einem Ort und gehört zu einem Café, das wiederum mit einem Laden verbunden ist, von dem man sagt, dass er alles hat, was das Herz eines Künstlers, da füge ich jetzt noch der zeitlichen Entwicklung halber das Künstlerinnenherz hinzu, begehrt, zumindest, was die Auswahl der Materialien betrifft. Es ist also ein künstliches Schaf, vermutlich von einem Künstler konzipiert, um irgendwo herum zu stehen, sodass man staunt, wie echt was aussehen kann, was gar nicht echt ist, sondern nur auf eine Fläche gebastelt ohne körperliches Volumen. Die Frage, wie wirklich die Wirklichkeit ist, wirbelt nahezu unendliche weitere Fragen auf, die sich wiederum in eigenen Kreisen drehen. Und so gerne man Raumschiff Enterprise gesehen hat, so hat sich natürlich auch die eigene Positionierung verdichtet, obwohl es seltsam geheim geblieben ist, dass wir auch auf einem Planeten durchs All düsen. Und so lange niemand auftaucht, der uns endgültig als Aliens definiert, so lange können wir uns als Menschen definieren, wohl wissend, dass Menschsein nicht gleichzusetzen ist mit menschlich sein. Das scheint erst einmal viel verlangt, aber man kann es zumuten. Je weiter wir uns also dem Sog des digitalen Wurmlochs, so hieß das Ding jedenfalls in „Next Generation“, hingeben, desto schwieriger wird es werden, Mensch-Sein zu definieren. Hinzu kommt die Faszination der künstlichen Intelligenz und wir spüren, oder muss ich hier zum Ich wechseln. Ich spüre also, tatsächlich in einem Kino in einer Stadt sitzend, ja warum, eben weil ich den neuen Film von Maria Schrader sofort sehen wollte, man kann von einem gewissen Knowhow ausgehen, und allein über den Titel kann man beliebig nachdenken. „Ich bin dein Mensch“. „Her“ hatte ich bereits gesehen, wo sich ein Mann in eine weibliche Computerstimme verliebt. In Schraders Film wehrt sich eine (wunderbare Schauspielerin) gegen die Anziehung, die sie für einen Computer-Mann entwickelt, der ganz auf ihr Maß zugeschnitten und angefertigt wurde, eine irritierende Vorstellung. Irritierend ist auch, dass Maschinen lernfähig sind, einer der Abgründe, die sich hier auftun. Wer das Menschsein, definiert durch Mensch sein, wird sich hier einem Schaudern nicht entziehen können, denn wer bestimmt, wie es wahrgenommen wird, und wo hört die vorgesetzte Bestimmung auf. Auch das Glücklichsein ist ja nicht festgelegt, nur dass so viele vergeblich danach zu suchen scheinen. Und es ist klar, dass, wenn eine ganz bestimmte Tiefe, die gleichzeitig Höhe ist, uns mit einem oder anderen Menschen verbindet, niemals durch etwas anderes zu ersetzen ist, und es wäre etwas, was wir am Menschsein vermissen würden, würde es noch seltener vorkommen, als es jetzt schon vorkommt. Kann schon sein, dass wir dann irgendwann diese gefährliche und gefürchtete Gruppe werden würden, die überall vereinzelt noch an einem bestimmten Modell des Menschseins hängt, während sich andere schon mit Puppen und Programmen verpartnern. Doch manche Dinge werden sich auch selbst erhalten, denn niemand kann jemand anderem verbieten, wen oder was er oder sie lieben wollen soll. Und so manchem würde so ein Computer vielleicht weniger gefährlich erscheinen, obwohl ja alles, was Maschinen sein können, vom Menschen programmiert wird. Die Entwicklungsmöglichkeit liegt in den Verbindungen, die hergestellt werden. Denn alles, was hineingebracht wird, geht ja nicht verloren. Auch der Golem passt sich den Werkstätten an und wartet geduldig auf seinen Auftritt.