So, da sind sie beide, die kleinen heiligen Kinder, die so ähnliche Namen haben, und wer weiß, an welchen Fäden das alles einst zusammenhing. Beide hatten so unterschiedliches Karma, wenn man den Geschichten Glauben schenken will, was man nicht unbedingt will. Aber es i s t der Morgen des Heiligen Abends, und hier im indischen Dorf ist keine Spur von Weihnachten zu spüren, und je weniger man danach sucht, desto besser ist die Befindlichkeit. Der Priester vom Krishnatempel schickt mir via WhatsApp ein Bild von seiner Tochter im Weihnachtsmannkostüm, man sieht, wie stolz sie über die Verwandlung ist. Auf der Seite der „Times“, auf der ab und zu eine intelligente Zusammenfassung der schwer fassbaren Zustände in Indien ist, fängt eine Kolumne so an: Weihnachten, von dem man sagt, es sei die einzige Zeit, wo Leute in der ganzen Welt unter einem toten Baum sitzen und Süßigkeiten aus Socken essen….wird vermutlich, sagt der Schreiberling, dieses Jahr nicht so still und ernsthaft werden, auch deswegen, weil die Feier zu einem riesigen Shopping Event geworden ist. Billionen von Euros und Dollars werden ausgegeben, was manche Ökonomen dazu veranlasst hat zu beobachten, dass, wenn es kein Weihnachten gäbe, man es erfinden müsste. Die meisten glitzernden Dekorationsdinge kommen allerdings aus China, und während die Welt Weihnachten feiert, meint er, lachen die Chinesen den ganzen Weg entlang zur Bank. Auch ein Körnchen Heiterkeit kann durchaus gesund sein. Und die Flucht aus dem eigenen, christlichen Land oder der Stadt wegen dieser Glitzer- und Kaufbedröhnung ist durchaus verständlich, aber auch die InderInnen können in ihren ihnen durch den christlichen Kalender aufgedrängten Ferien nicht viel mit sich anfangen außer weitere Selfieorgien. Das hat schon ein klein wenig was Anstrengendes, diese paar Tage, denn eine Leere kann sich genauso gut ausbreiten wie eine Fülle. Es gibt so viele Fragen, die nie bentwortet werden können. Darum herum rankt sich das Mystische und Heilige, und alle wollen so sehr, dass irgend ein Mensch mal geleuchtet hat und eine Menge Sachen machen konnte, die wir Anderen nicht können, Tote erwecken oder Kranke heilen oder Wasser teilen, damit man bequem durchgehen kann. Trotzdem kann man die Zeit in gutem Geist verbringen und dem kosmischen Vorgang planlos zur Verfügung stehen. Dann die Zeit nach den Feiertagen bis zur neuen Zahl hat etwas von einer winterlichen Hängematte neben den Holzscheiten, dann: nicht viel, aber angenehme Gesellschaft. Hier unter den Einheimischen kann ich mich in jede Richtung bewegen und angenehm eine Weile zusammensitzen mit Leuten, die man schon lange kennt, und einen ausgewogenen Chai trinken. Das wünsche ich allen: wärmende Getränke und gute Gesellschaft und angenehme Gespräche, die drei G’s also, das ist schon mal eine ordentliche Basis.