gemacht

Das ist Shani Dev Saturn, kein Zweifel, schließlich ist Samstag, und wenn man weiß, dass man an nichts glaubt, kann das den Spielraum deutlich vergrößern. Ich habe mein Zeichen gesetzt am Tempel, und das Verbots-Nein für Frauen ist nicht aufgefrischt worden,  vielleicht gibt es ja Mönche, die auch ihre Zweifel haben an dem ganz offensichtlichen Humbug. Abgesehen davon fand ich die Installation damals ganz gut, als sie mitten in den himmlisch stillen Hofgarten auf einmal eine Ecke aus tiefschwarzem Marmor hinsetzten, mit schwarzem Vogel, Shanis Reittier, und einer schwarzen Flagge, die einem zuweht, wie schwarz manches sein kann, und selten habe ich so ehrerbietig sich verneigende Männer gesehen, haha, wir dürfen hinauf, weil wir die Power haben für diese Kraft, das war dann die schwärzeste Ignoranz, die sich zeigte. Gerade rotiert meine persönliche, indische Erfahrungswelt in mir, und ich bedauere keineswegs, dass mich so viel interessiert und berührt und auch kontinuierlich verblüfft hat. Das verbindet natürlich sehr stark mit der inneren Seinsweise der Kultur, von der die Inder gerne sagen, sie sei eben keine Religion, sondern eine Art zu leben, man kann dazu ruhig auch Kunst sagen, auch wenn es eine aussterbende Kunst ist. Deshalb sterben auch die Indienlovers aus. Gestern, als ich auf den Treppen saß, kam ein junger Traveller zu mir, den ich mal im Haus eines Freundes getroffen hatte, wo einige Foreigners zusammen „Om namo Shivaya“ und über andere Gottheiten was sangen, und wo ich mir schon vorkam wie eine Silhouette mit Wanderstab und weißen Augenbrauen, obwohl ich ja gar keine habe, weil ich sie in meiner Jugend zu oft entfernt hatte, eine Art Drang nach dem Aliensein. Dieser junge Mensch saß also eine Weile da und erzählte, er habe sich nie für Indien interessiert, kaufe hier nur seit Jahren Ware ein für die westlichen Märkte, ja, n‘ bisschen Dope rauchen und mal n‘ bisschen mitsingen, das schon, aber nein, von den Unruhen im Land hatte er nichts mitbekommen, und nein, wusste er nicht, wer Narendra Modi war. Muss man das wissen, wer das Land regiert, in dem man sich aufhält? In den letzten Tagen konnten viele Flugzeuge nicht abheben, weil es die Passagiere wegen der heftigen Proteste auf den Straßen nicht zum Flughafen schafften. Was ist wach, und was muss nicht als notgedrungenes Wachsein gesehen werden? Es gibt auch Wissen, das ungemein geschadet hat, zum Beispiel der Aufruf zum Möglichst-wenig- denken. Das mag wohl eines späten Tages das Resultat der Praxis dieser Seinsweise sein, dass man wählen kann zwischen innerer Ruhe und dem Einsatz der verfügbaren Instrumentarien, aber die lustlose Trägheit des Denkapparates kann kaum zu souveränem Aufenthalt führen, sollte man sich an solch einer Idee erfreuen wollen. Ich bin auch froh, dass ich absolut gar nichts für die Märkte eingekauft habe, sondern so weit gegangen bin, bis ich eines Tages wirklich gar nichts mehr hatte. Ich bedanke mich zutiefst für diese Möglichkeit einer Erfahrung, die mich auf unterhaltsamste Weise gelehrt hat, wie wenig der Mensch braucht, allerdings vom Spiel  gesetzt in einen guten und wohlwollenden Rahmen. Ja, wie unglaublich wenig der Mensch braucht, um einen hohen Grad an Freiheit und Leichtigkeit zu spüren. Und einen Ernst und eine tiefe Aufmerksamlkeit dem Lebendigen gegenüber, das sich vor allem in der eigenwilligen Stille der Wüste besonders tief erspüren lässt. Wie gut, dass ich weiß, was ich gemacht habe in Indien.

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