Urton

 

Gestern hat sich ein muslimischer Minister mit den Worten geäußert, dass das, was gerade in Indien passiere, schlimmer sei wie Nazi Deutschland. Es ist noch nicht so lange her, dass Hindus mir gegenüber ihre Bewunderung für Hitler ausdrückten, unter anderem ein Student des renommierten Mayo College,  der meinte, dass nur ein Avatar des göttlichen Systems eine derartige Macht erhalten könne. Ich war nicht nur dieses eine Mal, sondern viele Male verblüfft, entgeistert, schockiert ob der fehlenden, bzw. fehlgeleiteten  Information. Das hat sich offensichtlich durch die mediale Allmacht verändert, und es verblüfft auch, dass ansonsten wegen jedem verbalen Pups ein Geschrei losgeht, während hier eine gewisse Stille vorherrscht. Vielleicht kitzelt es die nationale Dunkelkammer aus dem Volksgeist hervor, wow, nicht nur schlimm, sondern noch schlimmer als Nazi Deutschland. Das will man sich nun wirklich gar nicht vorstellen, aber das Körnchen Wahrheit ist bereits unterwegs, denn durch meine Wahrnehmungsebene ist es schon durchgewandert, und unterwegs sammelt es Kräfte. Als ich auf meiner eigenen Reise dann ein paar Jahre 6 Monate hier, und dann im Westen 6 Monate lange gelebt habe, wurde ich oft von Einheimischen gefragt, warum ich mir keinen persönlichen Wohnort erschaffen würde statt der gemieteten Wohnsituationen (und nicht mehr am Feuer). Ich selbst kam nie auf die Idee, ich liebte das freie Kommen und Gehen, und was es in mir hervorbrachte. Und was es in mir zusammenfügte. Und was es unaufhörlich in mir wachsen ließ, diese seltsame Liebe für den indischen Urton, diese Kultur mit dem prächtigsten Angebot ihrer schillernden Pfauenfedern, ja, unvergleichlich schön, und am schönsten in seiner letzten, extravaganten Schlichtheit: eine kleine, vollkommene Feder aus der Krone des Albino-Pfaus! Nicht mal Farbe, nur noch gelungene Verkörperung. In dieser Kultur wurde es gefördert und akzeptiert, wenn man seinen oder ihren archaischen Spuren nachspüren wollte, denn hier war das Fühlen reichhaltig und großzügig angesiedelt, und es war genug da für alle. Es gibt so einen Moment, wo sich das Fledermaus-Prinzip einschaltet. Es knirscht in den Zeitrinnen, massiver Staub wird aufgewirbelt. Der schlafende Riese brummt kurz vor sich hin und dreht sich auf die andere Seite. Aber es knirscht weiter im kosmischen Gebälk, bis das Untere im Oben angekommen ist. Dieses Chaos kann lange dauern, denn es schleicht sich ein in die Systeme als das Normale, und als Schlaf wird es oft erst erkannt, wenn es erwacht, bzw gewaltsam erweckt wird von den anderen Kräften, die sich auch aus ihren Partikeln zusammensetzen. Ach echt!? Die Muslime vertreiben? Modi als Hitler-Avatar im  letzten, finsteren Akt der Geschichte? Der Alltag läuft wie gewöhnlich. Auf Knopfdruck kann man das Volk in die gewünschte Richtung schauen lassen. Vergewaltigungen? Das machen doch die Medien! Ich aber sage: hier stirbt was Großes, dem kann ohne weiteres Respekt gezollt werden. Ohne das, was es war, würen auch wir nicht sein, wer wir sind, wir Indienliebenden, meine ich, die das Glück hatten, noch am letzten Rinnsal ihrer manifestierten Geistigkeit herumzusitzen und vom Staunen überwältigt zu werden.

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