Man nehme als Grundlage etwas (selbstgemachtes) Apfelmus und rühre einen tüchtigen Schuss Johannisbeersirup hinein und vermische es mit dem Mus. In diese kostbar glitzernde Fläche senke man eine ordentliche Portion Sahne und erschrecke darüber, was dabei hervortritt. Hier muss das „man“ verlassen werden. Aus ‚man‘ soll ‚ich‘ werden. Ich erschrecke also und traue mich nicht, den in die Substanz versunkenen Löffel herauszunehmen, um dem freiwillig Erschienenen Raum zu geben. Fast greife ich zum Pinsel, um ein paar weitere Konturen zu setzen, aber das sind zwar Farben, aber nicht auf Papier. Würde ich nun der Gestalt einen Namen geben, zum Beispiel Magnus Ribes Nigrum (der aus dem Phänomen der Strömungsmechanik schwarzer Johannisbeeren Erschienene), dann könnte ich das Ganze als genussvollen Essvorgang vergessen. Man isst nicht, was bereits einen (persönlichen?) Namen hat, oder isst man es doch? Früher, als die Kühe noch nicht diese Knöpfe mit den vielen Zetteln an den Ohren hatten, die sie als Steak kennzeichnen, hatten sie wohl oft auch Namen, sowas wie „Else“, und vermutlich hat es Else auch nicht geholfen auf dem Weg zum Schlachthof, nur die Zeit davor war vielleicht etwas liebevoller gestaltet. In Tibet war es unter friedlich ausgerichteten Tibetern, die auf das Yakfleisch angewiesen waren, üblich, das Schlachten den Muslimen zu überlassen, die, so hat man es mir mal in Nepal beschrieben, die Kunst beherrschten, ein Tier bis zum Tod liebevoll zu begleiten, um dann mit kunstvollem Griff ein schnelles Ende zu bereiten. Heutzutage ist liebevolles Töten wohl zu zeitaufwendig, wenn sich diese Begriffe überhaupt zusammenfügen lassen, und außerdem ist es wegen des unmäßigen Fleischkonsums wohl auch kein Thema. Zurück zu Magnus Ribes Nigrum. Zum Glück war wie stets das Smartphone nicht weit, um wenigstens einen flüchtigen Eindruck von ihm festzuhalten, er, den ich erst benannte, als er schon wieder verschwunden war in mir. Auch das Fürchten hat viele verschiedenen Facetten. Vielleicht sollte ich es eher ein Fürchteln nennen, wenn sich an bestimmten Tagen meine Wahrnehmung so einrichtet, dass sie bereit ist, alles in allem zu erkennen. Dieser Zustand verursacht eine gewisse Hemmschwelle im Denkvorgang, denn es scheint dann, als wäre eine schlichte Enträtselung über die Welt gekommen, die sich als Anregung anbietet. So kann der Blick über ein nie gesehenes Profil im Steinboden streichen und einen in eine andere Kultur versetzen, oder er huscht über die Tempotaschentuchhülle und bemerkt mit Staunen, dass dort „sanft und frei“ steht. Ja hallo, was will man mehr als Botschaft, wenn man es nicht als kapitalistischen Übergriff auf die entspannte Psyche sieht, sondern als Resonanz auf die eigene Befindlichkeit. Schließlich ist Samstag, und so ein bisschen sanft und frei kann keinem schaden.