Beim Öffnen eines Klappfensters bin ich dann diesem Blick auf den Abendhimmel begegnet, eine Art Abschied vom langen Sommer, und da so ein „Schuss“ (wo ist die Kamera, bzw. das Phone!) auch schon nicht mehr natürlich ist, also das Photographierte auch schon durch den Prozess in einen anderen Zusammenhang gesetzt ist, hat auch ein selbstgebastelter Petrus darüber noch Platz, der Ausschau hält nach kommenden Wetterlagen. Manchmal, wenn ich in den letzten Tagen eine Runde zu Fuß an Wald und Feldern und Wiesen vorbei gedreht habe, ist mir neben allem anderen Überfluss der Überfluss an reifen und gefallenen und scheinbar von keinem aufgelesenen Früchte aufgefallen. Wir gehen auch manchmal in der Nähe unseres Hauses zu einem Baum, der scheinbar von keinem beansprucht wird, und nehmen dort ein paar besonders wohlschmeckende Äpfel mit, und Renekloden, die naneben an brechenden und überfüllten Zweigen hängen. Einmal habe ich einen Bauern gefragt, ob ich ein paar Pflaumen an seinem Baum pflücken könnte, und er sagte, er wäre froh, wenn genommen wird, denn sie selbst hätten keine Zeit mehr zum Pflücken. Die Zweige unseres eigenen Apfelbaums hängen auch bis zum Boden. Es ist schwer, jemanden zu finden, dem man Früchte anbieten kann, denn alle hier im Umkreis haben Gärten und Bäume, und nicht jede/r ist Experte/in im Einmachen. Das ist ja ein ganz ungewöhnlicher Zustand, wenn man auf einmal von etwas sehr viel hat und muss schauen, was man damit anfängt. Pflaumen Chutney zum Beispiel mit Dattelsüße, oder Johannisbeersirup. Es ist schön, jemanden zu kennen, der so was kann, zum Beispiel mit den überflüssigen Gaben etwas Vernünftiges anzufangen. Irgend etwas staunt in einem darüber, dass selbst das naheliegend Beste in Vergessenheit zu geraten scheint, wohl hauptsächlich eine Zeitfrage. Wenn alles innen schon gefüllt ist mit Programmen, wie soll das laufende Szenario zur Geltung kommen, obwohl es das Einzige ist, das Realitätsanspruch hat. Es sind nicht nur die Pflaumen und die Äpfel, die im Zeit-Druck nicht gesehen werden, sondern es ist der eigene Zustand, der nicht mehr auffällt. Das scheint bizarr, verbringen wir doch die ganze Zeit mit uns selbst. Und wissen oft nicht, wie es uns geht, denn vor allem das Außen erfordert vorgeschriebene Zustände, die sich alchemisch mit der dabei entstehenden Identität in Verbindung setzen. In diesem Sinne und auf dieser Ebene könnte man tatsächlich bei aller Begrenzung des Spruches sagen, dass ich dadurch denkend bin. Das muss mit „Sein“ nicht viel zu tun haben, denn mit diesem Begriff kommt man erst in ernsthaften Kontakt, wenn einem die dazu relevanten Dinge aufgefallen sind und man sich selbst gegenüber bereit erklärt hat, die Vertiefung des Blickes als eine natürliche Beschaffenheit des menschlichen Apparates zu verstehen. Es ist Teil der geradezu dramatisch hochansprüchlichen Form der Freiheit des universellen Vorgangs, dass wir in der Tat entscheiden können, wie wir mit uns selbst umgehen. Dieser Zustand einer die ganze Skala menschlicher Möglichkeiten umfassenden Freiheit kann gleichermaßen wirken als Urangst, als totale Abwehr, als kindliche Bejahungsfreude des Lebens, als Schwert und als Flügel. Die Suche nach Verantwortlichen für das eigene Wohlbefinden ist meistens teuer. Wenn ein Volk in einer Lethargie des Habens versinkt und das Resultat spürbar wird, ziehen sich automatisch die authentischen Töne zurück, was wiederum die Produktion der Scheinwelten fördert. Ist die Scheinwelt einmal in der Nähe des Urgrunds verankert, kann man sich gleichzeitig andere Orte vorstellen, die gewissen großzügigen Höhlen im Himalaya-Gebirge ähneln und auch ähnliche Zwecke erfüllen, die aber gleichzeitig Gärten zur Welt hin sind, und wo ziemlich zeitgemäße Wesen zuckersüße Trauben essen vom Rebstock.