dabei

Seit ein paar Tagen unterscheide ich zwischen Antwort und Resonanz. Jede Resonanz ist natürlich auch eine Antwort, setzt aber grundsätzlich keine Frage voraus, auf die zu antworten wäre. Bekomme ich etwas mitgeteilt, kann ich schauen, ob mich darin etwas anspricht, und wenn ich mir die Mühe mache, dafür Worte zu finden, ist es vielleicht interessant für den oder die Andere, diese Sichtweise wahrzunehmen. Dialogfähigkeit war immer schon eine hohe Kunst und wurde in manchen geistigen Schulen auch als Disziplin gelehrt. In heutigen Formen der Kommunikation scheint mir eine der gängigsten Fragen zu sein, ob wir überhaupt noch entscheiden bzw unterscheiden können, was uns interessiert und was uns an den überwältigenden Angeboten anspricht und ob wir verstehen, was  in uns angesprochen wird. Das technische Instrumentarium hat es leicht, ein Dabeisein im Kommunikationsstrom vorzugaukeln, ohne dass eine Überprüfung dringlich scheint, ob ich bei irgendwas mit eigenen Gedanken und Gefühlen beteiligt bin. Die permanente Beschäftigung mit der Ich-Welt und ihren Wünschen und Befindlichkeiten scheint sehr oft nicht dazu zu führen, dass reflektierte Aussage über das eigene Wesen in seiner Seinsstruktur notwendigerweise ein Resultat dieser Beschäftigung ist. Dann taucht die noch viel tiefere Frage auf in diesem Kontext, nämlich, ob wir uns überhaupt im Sein aufhalten und erkennen können ohne die Wahrnehmung Anderer. Mit einem gewissen Schrecken habe ich beim Überfliegen der deutschen Nachrichten gesehen, dass in der Gesellschaft dringend Aufmerksamkeit gelenkt wird auf die Vereinsamung von Millionen von Menschen, die gar nicht mehr wahrgenommen werden von irgendwem und wie Gespenster in den Millionen Orten leben, wo irgendwann der Kontakt zu allem und allen abgebrochen ist, ohne dass es groß aufgefallen wäre. Hier in Indien halten die Familienstrukturen noch einiges zusammen, aber ich sehe dasselbe Phänomen der Vereinsamung, da die Obsession mit dem eigenen Ich vorherrscht. Wenn wir uns als Menschen nicht mehr tief für andere Menschen und ihre Arten und Weisen interessieren, eine Quelle lebendigen Staunens, dann stockt der natürliche Strom der Wahrnehmung des gemeinsamen, geteilten Beisammenseins, und dann….na ja, mal schauen…Vielleicht erzählen sich Menschen dann nicht wie in dem Film „Fahrenheit“ den Inhalt eines Buches, sondern den Inhalt ihres eigenen Lebens, damit noch jemand weiß, dass sie da waren.

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