Heute früh hatte ich eine schockierende Erfahrung. Mir wurde auf simpelste Weise klar, dass alles, worauf mein Auge schaute, einen Namen hatte, an dem die mannigfaltigen Deutungen hingen. Es passiert ja immer mal wieder, dass man glaubt, etwas verstanden zu haben, bis sich dieses vermeintliche Verstehen in noch etwas anderes umsetzt. In einer Blitzsekunde sieht man das Ausmaß des Gedankens und seine Wirkung im Denkapparat, der vorübergehend ab – bzw. ausgeschaltet wird. Dieses ganze Konstrukt also, das menschliche Konstrukt, das sich über Sprache definiert, denn nur das Wort kann manifestieren, das ist die Matrix, der gemeinsame Mutterboden, aus dem die Ordnungen und ihre Gesetze entstehen. Und es ist der Zirkus der Maya, die das ganze Gebilde hervorzaubert und geschehen lässt ohne Rücksicht auf Verluste. Wie gesagt, ein Zirkus also, oder ein Labyrinth, oder eine Versklavungsstätte, oder ein schräger Traum, oder eine reife Frucht in der Strömung des Daseins. Also wie man möchte, also denken möchte, und vor allem wie und was man denken kann. Der Schock kam vom Loslassenmüssen der gedanklichen Anker, das fällt mir schwer, ich denke gern. Aber ich sehe ein, dass es nur zum Vergnügen taugt, so zu tun, als hätte das Ganze auch nur einen Hauch Realitätscharakter. Aber immerhin, auch nach dem Salto mortale hat man ja noch die Worte. Unter meinem Banianbaum könnt ihr, ihr wertgeschätzten Worte, euch ausruhen vom Missbrauch. Und sie sind auch schön in ihren Gewändern, die freien und mutigen Geister.