Wenn einen so ein Wort wie ‚Selbsterkenntnis‘ einmal anspricht, lässt es sich leicht aussprechen wie alle Worte. Doch wie geht das, also dieses Wort in die praktiche Umsetzung zu navigieren, bis es sich vielleicht eines Tages wieder verabschieden kann, sich als gehaltvolles Potential zurücklassend. Es ist ja nicht so schwer (wenn man einigermaßen gute Bedingungen hatte als Kind), sich im Glanz der als positiv bewährten Eigenschaften zuweilen zu sonnen, aber was ist mit den Nachtschattengewächsen? Den dunklen Schluchten, den Geheimtüren, über denen die Spinnweben zittern. Und noch weiter unten der Verheiß der durststillenden Quelle, ah ja, endlich gefunden! Ja was oder wen. Oben das mächtige Ich-Gebirge. Auch hier an der Spitze Verheißung des Ich-Verlustes. Gütig gestimmt wiegen die herbeigerufenen Götter sich in den Warteschlaf, denn das kann dauern. Nie weiß man, ob eine/r ankommt, die Prüfungen werden präziser. Ach ja, und dann: gibt es überhaupt das Selbst, und ist da jemand, der es weiß. Der Grund, warum irgendeine Schulung noch immer empfehlenswert ist, ist nicht, weil dort die Wahrheit haust. Der Bäcker braucht Schulung, der Philosph braucht Schulung, der Mensch, der sich kennen lernen möchte, braucht eine gewisse Schulung, um zu verstehen, dass das ein Weg ist, den man wählt. Einen Pfad und einen Faden, den man finden kann. Das Labyrinth und seine Durchwanderung, für die man sich entscheiden muss. aber zum Glück nur muss, wenn man wirklich will. Denn dann gibt es keine Wahl mehr, denn nun geht man auf sich selbst als das Ungewisse zu. Da schaltet sich die Kunst des inneren (und äußeren) Dialoges ein, die Sache wird spannend. Wieviel von mir kann ich sehen, wieviel annehmen, wieviel von mir ans Licht heben, ohne vom Schrecken überwältigt zu werden. Zum Staunen kann es auch kommen, und zum Fühlen von dem, was man ist. Nur durch die ‚Alchemische Hochzeit‘ also als Liebe, mit sich selbst verbunden. Daher so schwer, oder ist es leicht?, die Trennung aufzuheben.