Stimmt, die Hölle muss nicht erst kommen, sondern wir leben schon drin. Selbst wenn man das unverschämte Glück hatte und immer noch hat,, einigermaßen unbeschadet durchzukommen, hat man von der Höllenqualität der menschlichen Spezies genug gesehen und gehört, um zu wissen, dass es hier gefährlich sein kann uns auch ist. Deswegen hat Italo Calvino beobachtet, dass es zwei Arten gibt, in dieser Hölle zu leben, indem ich entweder so tue, als seien Hass und Zerstörung und das Misshandeln und Missbrauchen und Töten (z.B.) von Kindern und Frauen völlig normal, und ist halt so, ich passe mich an und werde ‚ein Teil von ihr‘. Die zweite Variante, sagt Calvino, ist riskant und verlangt ständige Aufmerksamkeit und Lernbereitschaft‘, indem wir erkennen, was in der Hölle nicht Hölle ist, und d e m Dauer und Raum geben. Ja, ich benutze seine Worte, weil ich finde, man kann es gar nicht besser sagen. In Indien wird vor allem das schwarze Zeitalter, also das Zeitalter der Ignoranz, als Hölle beschrieben, in der vor allem Dämonen ihr Unwesen treiben. Vom heutigen Bildungsstandpunkt aus kann man sich gar nicht mehr vorstellen, dass der Planet einmal weniger Höllenqualen für seine Bewohner:innen zu bieten hatte, denn es scheint doch eher so zu sein, dass man sich, will man ‚Mensch‘ beziehungsweise ‚menschlich‘ werden, sich aus den eigenen Höllenanteilen herausackern muss, wofür anscheinend immer sehr wenig Menschen Raum und Zeit haben. Es braucht Kraft, unabhängig zu werden von den oberflächlichen Beurteilungen anderer, dann aber auch das Auge auf sich selbst lenken zu können, um Klarheit zu erlangen, wie ich meine eigenen Kräfte einzusetzen gedenke, und in welche Richtung ich sie letztendlich lenke. Wenn ich meine eigenen Dämonen mir gegenüber setzen kann, ist schon viel gewonnen und kann dazu führen, dass ich aus dem Netz der Scheinheiligkeit falle. Man muss herausfinden, was man selbst als ‚höllisch‘ betrachtet. Drei von fünf Kindern weltweit erfährt häusliche Gewalt, lese ich heute früh aus einer neuen Studie. Diese erwachsenen Kinder laufen da draußen herum und haben nicht erfahren, was es braucht, um ein ‚gutes‘ Leben zu leben. Man erfährt eine Verstummung, bevor man weiß, dass man trotzdem weitermachen muss. Gerade jetzt ist es wichtiger denn je, dass man einerseits weiß, was man selbst für ‚Hölle‘ hällt, und andrerseits ‚dem, was nicht Hölle ist, Raum gibt. Und Dauer.

Mit Dank an Calvino

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