Ich finde es in so ziemlich jeder Lebenssituation angebracht, politisch informiert zu sein, sozusagen als Zutat zur eigenen Verarbeitung, die u.a. auch bei der volksinformierenden ‚Tagesschau‘ anschließend wünschenswert ist oder wäre. Man weiß ja gar nicht, was Menschen zuhause so alles sagen oder nicht sagen, weswegen ich ja so überrascht war, eine Trumpanhängerin hinter einer Ladentheke vorzufinden. Es ist auch so ein bisschen erschreckend, über mich selbst zu erfahren, dass ich tatsächlich von einem Menschen, der Trump sehr viel besser findet als Kamala Harris, erst einmal Distanz brauche, da hier etwas vorgefallen ist, was außerhalb meiner Nachvollziehungsmöglichkeit liegt. Eine Frau, die Trump wählt oder in irgendeiner Weise akzeptabel findet, ist für mich nicht nachvollziehbar. Bevor sich der nahezu unüberwindbare Abgrund auftut, der ja ebenfalls spaltet, kann man, wenn das möglich ist, einen Rückzug programmieren. Ich stehe ja nicht unter Zwang, mit Menschen zu kommunizieren, die mir nicht guttun, wobei jetzt die Frage berechtigt ist, ob es akzptabel ist, sich wegen einer politischen Einstellung von einem Menschen zu distanzieren. Meine Antwort ist ja, aber nur, wenn es, wie in diesem Falle, um jemanden wie Trump geht. Dieser Mann redet seit Jahren abfällig über Frauen, also wirklich auf dem niedersten Level, und es ist kaum möglich, dass Frauen es überhört haben. Ich muss also davon ausgehen, dass Bewunder:innen von Trump sich genau d i e Ablehnung wünschen, die sie bereits gewohnt sind, und hier wird sie gefeiert, die bösartige Pointe über das, was Frauen angeblich sind. Es gibt Frauen, die es berechtigt finden, dass ihre Männer sie schlagen, denn ihr Selbstwert ist auf Zero gedrückt worden, und das oft seit der Kindheit. Und weil ich dann an diesem Punkt spüre, wie fast widerwillig ein Mitleid sich regt, lehne ich das Mitleid ab, weil ich die Hintergründe, die Geschichten dann doch lieber von Therapeut:innen bearbeitet sehe, wo immerhin heilende Richtungen auftauchen können, wenn das psychische Experiment erfolgreich ist. Und trotzdem verblüfft es weiterhin, dass Augen, die so viel können, hinausschauen auf den Weltstrudel oder die Perfektion der Dramatik, und alle sehen etwas anderes. Weil wir nur die eigene Rolle gut spielen können, und was sie beinhaltet, und wie es uns gelngt, aus diesem Inhalt das für uns Beste zu machen. In dieser Hinsicht bleibt einem nichts anderes übrig, als auf die radikalste Möglichkeit dieses Spiels zuzugehen: sich selbst. (Und von dort aus immer wieder neu schauen).

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