„Unseren Kindern geht es nicht gut“, lese ich da auf der Titelseite der „Zeit“ung. Nicht, dass man das, was auf den Titelseiten steht, nicht schon auf irgendeine Weise mitbekommen hätte, geht es doch den Erwachsenen auch nicht besonders gut. Ein Zurück gibt es nicht, denn wer wollte schon da hinten irgendwo ein Kind sein, obwohl es behüteten und geliebten Kindern wahrscheinlich schon immer und überall besser ging, zumindest in der Kindheit, bevor ihnen die Schamlippen abgeschnitten oder sie mit irgendwem früh verheiratet werden, damit Materie sich mit Materie vereinigt. Und wenn das Kind verschont wurde vom Fummeln der Väter und der Brüder und der Onkel, oder sie nicht für Videos missbraucht wurden, die die Herren im Darknet austauschen. Wenn also all das gut gegangen ist, dann kam sowas wie eine Seuche oder der Krieg oder die Flucht oder Covid, und die Kinder mussten alle zuhause bleiben, was nicht gesund ist für sie, dieses Eingesperrtsein in einer Welt, die bereits Blase ist. Und überhaupt: die Welt! Vielleicht gehört das auch zur Jugend, dass man denkt nee, da setze ich doch keine Kinder rein! Ich wollte eh keine hineinsetzen, und zum Glück gab es in den Sixties genügend lockeren körperlichen Kontakt, sodass das Experiment Menschsein nicht gleich mit Familienbildung verbunden sein musste. Es ist hilfreich zu erkennen, für was man geeignet ist. Dann habe ich mich in Indien eine Weile um ein Kind gekümmert, bis wir Eltern gefunden haben. Es ist schön, jetzt mit ihr über WhatsApp verbunden zu sein, es ist alles sehr frei und ohne Blutsverbindung. Die Verantwortung schien mir immer gigantisch. Und dann so hilflos zu sein, wenn es ihnen nicht gut geht. Dem Gutgehen ist zur Zeit eine natürliche Grenze gesetzt. Wenn auf den Zigarettenschachteln Geschwüre vom Rauchen zu sehen sind, kann das Rauchen nicht mehr wirklich genossen werden, jetzt nur als Beispiel der Bewusstwerdung darüber, was geschieht, und welche berechtigte Hoffnung es gibt, dass das alles sich wieder einmal in eine halbwegs lebbare Welt verwandelt. Und in diesen Trieb nach Selbstauslöschung, der vielleicht in uns irgendwo verankert ist, wenn die Dinge unheilbar geworden sind, wurden und werden nun diese Kinder geboren, denen es nicht so gut geht, wen wundert’s.