Ich empfinde es heutzutage als eine durchaus frohe Nachricht an mich selbst, wenn mich kaum jemand ernsthaft fragt, wie es mir wohl geht, denn es geht mir ziemlich gut. Das Wort „ziemlich“ ist hier passend, denn ein „enorm gut“ kann in seiner Unwahrscheinlichkeit den lebendigen Prozess lähmen. Allerdings gibt es in allen Sprachen diesen einen Satz, der so tun kann, als gäbe es ein Interesse am Anderen, aber man weiß sehr wohl, dass ein schnelles „gut“ genügt, weil es erwartet wird. Nicht erwartet wird zurecht ein Klagelied am falschen Ort zur falschen Zeit, und ich ganz persönlich kenne wenig richtige Orte, an denen ich meine jeweiligen Klagelieder gehört haben wollen hätte. Selbst meine Notizbücher, sehr ungern „Tagebücher“ genannt, waren dafür nicht geeignet, obwohl es natürlich die Dichtform gibt. Alles, was durch die eigene Wortwahl gewandert ist, kann sich auch im öffentlichen Raum schadlos manifestieren, ohne das Gegenüber unnötig zu belasten. Zu wissen, was mit einem los ist, ist für einen selbst einfacher zu handhaben, denn wenn ich es nicht weiß, muss ich darauf achten, wem ich das Klagelied zumuten kann damit ich mir nicht selbst etwas zumute, zum Beispiel die eigene Wirrnis zu verdoppeln. Immerhin gibt es Expert:innen, die geschult sind in der Aufnahme und Annahme dramatischer Inszenierungen und wie man zeitgemäß damit umgeht. Denn wer kann schon die letzten Aussagen machen über die Vorgänge des Inneren, und wann und wo und wie und durch was ein Wesen ins Schleudern kommt, oder hat es gar nicht geschleudert. Faszinierend, so als die einzige „Person“, die man wirklich kennen kann, durch das Leben zu gehen. Und obwohl man einerseits irgendwann in Kontakt kommen muss mit der Nachfrage, wer man eigentlich ist, und dadurch bestimmte Gedankengänge in Bewegung gesetzt werden, so muss das andrerseits gar nicht unbedingt passieren, ich meine: dass man in Dialog tritt mit sich selbst in dem Wunsch, das, was man für sich selbst häjt, auch zu verstehen. Daher begrüße ich zwar die Möglichkeit eines tiefen Kontaktes mit Menschen in bezug auf die Gestaltung ihrer Geschichten, aber die Geschichten an sich interessieren mich weniger, da schaue ich mir doch lieber bei Bedarf einen guten Film an.

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