(W)wir

Es gibt dieses „Wir“, das uns Menschen ermöglicht, in gewissen Zusammenhängen zu existieren, die wiederum zu Geschichten werden und in der Relativität der Vorkommnisse ihren Platz einnehmen. Klar ist, dass diese Zusammenhänge alle beweglich sind und keine Garantie enthalten für die Stabilität dadurch entstandener Systeme. Das Wir, dass ich zuhause entspannt beim Fußballspiel erlebe, schaut zwar auf dasselbe Spiel wie das Stadion-Wir, aber keine Freikarte der Welt könnte mich in ein Stadion locken obwohl ich den Mythos der Massen auch erforschenswert finde. Dieser Forschungsdrang würde sich auch nicht durch einen Besuch in einem Taylor Swift Konzert ausdrücken, obwohl ich dann doch den Artikel in der „Zeit“ über sie gelesen und zumindest etwas über das Phänomen von Zeiterscheinungen verstanden habe. Gerade d a s, was in die Masse der Gehirne vordringt, kann man durchaus als einen Zeitgeist betrachten, auch wenn er einem nicht entspricht, und es gibt ja noch andere Stränge des Zeitgeistes, die Durchsetzungskraft haben, auch wenn hier weniger auf großen Bühnen herumgetanzt wird. Manchmal kann man auch ein Wir aussprechen in einer Situation, wo man sich unbekannte Verbündete denkt, mit denen man sagen kann: Wir wollen nicht, dass Trump noch einmal an die Regierung kommt, oder Friedrich Merz Kanzler wird, oder Putin Deutschland angreift, oder die AfD stärkste Partei wird, obwohl ein anderes Wir es ganz anders sieht. Da das Wir überall aus Einzelnen besteht, ist es förderlich, das eigene Wir, in dem ich mich bewege, ernsthaft zu bedenken. Denn ständig ist Wechselwirkung, und das private Wir manifestiert sich in letzter Konsequenz als Gesellschaft. Daher ist auch aus dieser Perspektive her zu sehen, wie von verständlicher und gleichzeitig unerbittlicher Logik her Freiheit als Instrument gesellschaftlicher Verantwortung gesehen werden kann und vielleicht auch muss. Wenn die „selbstverschuldete Unmündigkeit“ dem Kindergarten der Erwachsenen einen Schlusspunkt setzt, also das Wasser schon den Fußabstreifer erfasst, dann entstehen auf einmal neue Wege der Handhabung, durch die immerhin kreative Energien in Gang kommen, auch wenn diese sich eher im Hintergrund gestalten, also von der inneren Sicht her nach außen, was sie zuweilen zeitaufwendiger macht, aber nicht weniger wirksam.

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