Das Ei und ich

In der spirituellen Ausbildung (wo auch immer sie stattfindet) tauchen innerhalb des jeweiligen Wissens Symbole, also Bilder auf, die in leichten Abwandlungen in vielen Kulturen zu finden sind, wenn innere und äußere Aktivitäten auf eine bestimmte Weise verbunden, bzw. ausgerichtet sind. Das buddhistische Mantra ‚Om mani padme hum‘, das vom Juwel in der Lotusblüte erzählt, ist derselbe Diamant, der sich in der Wüste des Seins selbst zum Strahlen bringt, wenn er den Kohlezustand durchschritten oder sich seiner Schlangenhaut entledigt hat. Wer oder was kann das also sein, diese geheimnisvolle Kraft, dieses Urei, das gleichzeitig als Ich, als Selbst, als Auge, als göttliche Instanz gesehen wird. Wer sieht hier was und wen? Den vielen Erfahrungen, die Menschen in dieser langen Menschheitserzählung gemacht haben, ist es zu verdanken, dass man den ureigenen Erfahrungen (erst unter Anleitung, dann ohne) Vertrauen schenken kann, wodurch der Intellekt geschärft wird, der sich zumindest eine Zeitlang in wachsamem Training aufhalten muss, um die Tücken und Gesetzmäßigkeiten des Labyrinthes zu kapieren, was uns befähigt, dieselben Gesetze im Kosmos wiederzufinden. So weit, so gut. Man kann auch als Yogi:ni im Schlaraffenland aufs Feinste leben, und im Notfall um des Humores Willen kann man sich ‚Alien‘ nennen, dann ist ausgegendert. Gut, wo waren wir, beziehungsweise ich, wo war ich? In diesem Früher habe ich mal einen Text geschrieben, der fing an mit ‚Ich bin das Ei, das Ei und ich, ich Ei bin eine Seele usw‘, und nun, also in jetztiger Zeit, benutze ich manche Worte gar nicht mehr wegen Irreführung, aber dieses in sich gesammelte Etwas, das bin ich noch immer. Was wir, die Hüter:innen des Ei’s, im Inneren erleben und erforschen, unterliegt nur teilweise den Gesetzen der weltlichen Wissenschaft. Aber es gibt Beweisführung und hat mit der Handhabung des Schicksals zu tun. Die für alle vorhandene und furchterzeugende, lähmende und lebensspendende Freiheit, sie ist doch die wahre Herausforderung. Auf was richte ich das Licht meiner Wahrnehmungsfähigkeit aus, auch wenn die Lage oft hoffnungslos scheint. Gut, kann ich neue Hoffnung schöpfen, auch wenn sie meist nur vorübergehend hilft und oft, wenn es schon fast zu spät ist. Dann hilft noch das Entstauben des Sehwerkzeugs in der wohltuenden Einsamkeit der geschulten Tätigkeitsausübung: also d a s, was wir zur Verfügung haben, um in der Welt als ein Lebewesen zu erscheinen.

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