verharren

Wenn wir zuweilen die düsteren Korridore des Fassungslosen durchkreuzen in bezug auf Handlungs-und Denkfähigkeit des Menschen, also unsere, so kann einen doch auch eine tiefe Dankbarkeit durchströmen, wenn man bedenkt, und hier bedenkt gerade eine denktrainierte Frau, zu wieviel Wissen und gar Weisheit wir Zugang haben, obwohl wir nicht wussten, dass auch dieser Zugang einmal durch ein Zuviel blockiert werden kann, ebenso wie es das Zuwenig kann, nämlich die Entwicklung blockieren und sich selbst aus den Augen verlieren. Ohne diese beiden Augen jedoch, die im Außenraum Wache schieben, kann das Dritte (Auge) nicht hervorkommen, denn das Hüten des Augapfels braucht Raum und Ruhe und Geduld und muss verarbeiten, was ihm zugeführt wird. Meine Hochachtung für das Gedachte ist ja sehr schlicht, denn ich finde, dass ein Mensch, der einen einzigen Satz in die Welt schickt, dem an Wahrheitsgehalt nichts mangelt, das heißt, man kann ihn überall einsetzen, ohne dass sein Wahrheitsgehalt schwindet, der oder die hat schon einiges Gute beigetragen. Aber so viele davon gibt es gar nicht, und (z.B.) fällt mir Karl Jaspers ein, der den Olymp des wahren Denkens bewohnt, da beugt man gerne mal den gefährdeten Kopf. Denn wer sich eingelassen hat auf die Struktur und die Architektur und den Inhalt, also die Substanz des eigenen Denkens, der oder die weiß, wie herzergreifend einsam es dort sein könnte, würde einen die Liebe nicht begleiten. Deshalb werden die letzten, durch uns Menschen erfahrbaren Geheimnisse nicht geschrieben, und es ist nicht nur wegen des Missbrauchs, sondern wegen des Schweigens, das eintritt, wenn das Auge die Einfachheit des Systemlosen erspürt, und die Worte am Rande des Seins verharren.

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert