Der Kater eines guten Freundes musste gestern eingeschläfert werden, die Trauer reiste gute 8000 Kilometer, oder war sie schon in mir als Mitgefühl. Es ist schrecklich, Tiere zu verlieren, die man geliebt hat und die lange bei einem waren. Mit Menschen ist es nicht anders, was das Ausmaß der Trauer betrifft. Alles, was das Herz öffnen kann, lässt die Gefühle in Bewegung kommen, die dort verborgen lagern. Man lernt sie erst kennen, wenn sie da sind. Dann weiß man, wenn man Glück hat, was das ist: die Liebe, der Schmerz, die Trauer. Vorher wurden vielleicht nur Schälchen gereicht mit Wasser und leckeren Tierdingen, und es fällt einem auf mit der Zeit, wie gern man das tut für die Wesen, die wie reingeschneit kamen in das eigene Leben, bis man merkt, dass man sie liebt, nicht nur ihrer potentiellen Unschuld wegen, sondern weil sie einem Stunden und Momente schenken die kostbar sind und unverwechselbar und mit nichts zu vergleichen. Denn sie haben diese ihnen eigene Persönlichkeit, die man lieben lernt und das auch kann, weil irgend etwas an ihnen einem zutiefst entspricht. Es passiert ja verhältnismäßig selten, dass man zu einem anderen Wesen in Liebe erwacht, das kann auch erschrecken zuerst, denn es ist die totale Freiheit der Bindung, das Schwert unter dem Flügel, das Krabbeln der Zecke auf dem Fell, die Erschütterung der inneren Hemmschwelle. Und so musste wohl gestern beim Tierarzt entschieden werden, das Leiden von Fridolin, so hieß er, der Kater, nicht noch länger zu verzögern, man entdecckte Tumore, die nicht mehr zu heilen waren. Es sind ja immer die Hinterbliebenen, die mit den Gefühlen umgehen müssen, mit der nackten Realität des Todes, wo etwas so unerbittlich klar wird, dass man es langsam einsinken lassen muss, um nicht selbst hinterhergehen zu wollen, des großen Verlustes wegen. Und hier vor Ort haben sommerliche Temperaturen Einzug gehalten und man hört wieder die unheimlichen Schreie der Pfauen. Überall Abschied und Seelenverbindung.
*Atma sambandh: Seelenbeziehung