Es kann ganz sicherlich eine beruhigende Wirkung haben auf die Psyche, wenn es in einer Kultur diese felsenfesten Überzeugungen gibt wie das ewige Wiederkehren, oder eben die Tatsache, dass man gerade im vorprogrammierten Finsterloch drinsteckt, das Kali Yuga genannt, und man muss halt da durch, so gut es geht, bis es dann wieder irgendwann heller wird. Es gibt auch die Idee, dass alle vier Zeitalter immer gleichzeitig existieren, und dass man sich aussuchen kann, in welchem man sich bewegen möchte. Solange die kollektiven Glaubensebenen irgendwie noch miteinander verbunden sind, wirken sie wie eine große Hängematte, in der sich jeder einigermaßen aufgehoben fühlen kann. Bricht dieses Netz aber auseinander, entfällt dem Glauben jegliche Wissensbasis, und das ist ja letztendlich, was Glauben ist: eben das Nicht-Wissen von dem, was ich selbst gar nicht erfahren und überprüfen kann, sondern nur in meiner Vorstellung verankere, bis es mir real vorkommt, sodass für diese Ideen erbarmungslose Kriege geführt werden, oder ein Volk einfach in einer gewissen Dummheit gehalten wird, die den politischen Machenschaften zuspielt. Aber wenn der Notfall ausbricht, gibt es auch manchmal Überraschungen. Ein Erwachen ist spürbar, ein Sich-wehren gegen das für dumm Verkaufte, so, wie es gerade hier in Assam spürbar wird. Menschen wollen nicht wirklich eingegliedert werden in ein Projekt, das absolut nicht in ihrem Interesse ist. Der demokratische Gedanke zieht sich zurück. Alles ist möglich, während der Alltag seine fließenden Erscheinungen hervorbringt. An anderen Ecken des Landes brennen die Feuer der Empörung. Der Diktator, als Heilsbringer verkleidet, greift wieder zur Notlösung: er schaltet das Kommunikationssystem ab, damit so wenig wie möglich vom Nichtgelungenen nach außen dringt. Aber der Aufruhr ist in vollem Gang. So viel Aufruhr. So viel heimliches Planen hinein in den Kern des Unheimlichen. Ein Instinkt, noch einigermaßen intakt, wehrt sich gegen die erzwungene Eingliederung in das Auserwählte. Der Begriff „Hindutva“ mag noch nicht in den Westen vorgedrungen sein, aber wenn der Plan gelingt, dann wird die Welt wissen, dass hier wieder einer eine Herrenrasse erschaffen will oder wollte, daran gibt es überhaupt keinen Zweifel. Und deshalb spukt auch Hitler in den Köpfen herum, denn jeder weiß, dass er den Hass gegen die Juden nicht alleine erfunden hat. Er hatte nur das Talent, den Hass, der in ihm selbst schwelte, in Anderen hervorzulocken und zu bündeln. Diesen Hass spüre ich auch hier gegen die Muslime, und zum Glück ist der potentielle Bündler gerade mit seinen entfachten Widerständen beschäftigt. Derweilen ist es winterlich kalt geworden,und wenn selbst die Sonne sich hinter dem Nebel versteckt, ist man froh über guten Wohnraum und freundliche, wohlwollende Verbindungen.