Das ist doch manchmal ganz gesund, zu sehen, wie „die Natur“ auch mit sich umgeht. Da stirbt und tötet und beißt und verwundet es ständig vor sich hin, und jagt einander und zieht Grenzen in den Revieren, wo Andere nicht zugelassen werden. Die Hunde, denen nachts das Dorf gehört, bellen sich oft stundenlang durch die ihnen verfügbare Dunkelheit. Dem kleinen, brauen Affen oben rechts wurde vom eigenen Stamm die linke Pfote abgebissen. Seine Mutter ist die braune Äffin, von der ich schon mehrmals berichtet habe, die zum Erstaunen aller Beobachtenden mit dem Oberhaupt einer Lemurentruppe zusammengelebt und zwei Kinder gezeugt hat, beide eher braun als lemurisch. Die Mutter ist zum Stamm der Braunen zurückgekehrt, erzählte mir Mohan, aber der Kleine lebt mit den Silberhaarigen. Neulich konnte ich mit tiefer Freude beobachten, dass der Vater sich um ihn kümmert. Das alles erinnert an Schicksale unter uns Menschen, auch die Schönheit des Morgens und die uns verbleibenden Jahre und Tage und Stunden, in denen man sich darüm kümmern kann, was Sein, so einfach dahin gesagt, wirklich für einen selbst bedeutet. Deswegen sehe ich oft, nach Jahren von aller möglichen Praxis, die mit dem indischen „Wissen“ verbunden ist, die tatsächlich bedeutsamste Wirkung, die Indien in uns auslösen kann, das Freiwerden des Auges von der Lösungs-und Meinungsidee. Hier spielt sich alles im Offenen ab. Ja, es gibt die mehr oder weniger finsteren Vorgänge in den Innenräumen, und ja, Frauen werden gern im Haus gesehen. Aber sie sind auch ganz gut unterwegs und finden ihre eigenen Wege in der Überlebenskunst. Man kann hier wirklich sehen, wie das große Spiel zustande kommt. Es fließt in unaufhörlichen Varianten vor sich hin, und hat der Hund da oben zB,gerade Blut geleckt von der Taube, so sehe ich ihn auf dem Rückweg angeschmiegt an eine Touristin, die ihr Glück gar nicht fassen kann, das ihr dient für die Ausstrahlung ihrer eigenen Wärme. So werden wir durch das vorhandene Schauspiel gezwungen, oder besser gesagt angeregt, unser eigenes Spiel zu gestalten, denn die vorhandenen Beispiele gehören alle sich selbst und geben keinen Aufschluss über ihre Verborgenheiten. Wie gerne würde man sich und die Anderen als Hüter und Hüterinnen sehen von all diesem Übermaß an Reichtum, den es allerdings auch gut zu verwalten gilt und zu bedenken, welche Spielarten zu einem passen, und welche nicht. Und schon sind wir wie automatisch auf der Bahn des Bewusstseins gelandet, das dem Menschen natürlich ist. Da hat er und hat sie ein mächtiges Werkzeug bekommen für die paar Jährchen, das es gut einzusetzen gilt. Woher kommt sie nur, diese unermessliche Freiheit, auf die man in eigener Regie antworten muss oder kann, und ist doch nur an e i n e Kunst gebunden. Wer bin ich und was mache ich aus mir und mit den Anderen auf diesem Weg.