Auch wenn man eine bestimmte Reise unzählig viele Mal macht, kann man sich nicht daran gewöhnen. Die Zeiten ändern sich, die Züge ändern sich, die Menschen ändern sich, alles ändert sich, es sieht nur manchmal noch ähnlich aus. Manches wird weniger, vieles wird mehr. Es hilft schon, wenn man sich innerhalb des ganzen Fremden gut bewegen kann. Vertraut ist ja oft, an was man sich gewöhnt hat. Die Rikshas, die Gewänder, die Farben, dieses Umgebensein von vielen Menschen, diese Freundlichkeit, mit der man sie mühelos erreichen kann. Die Sprache zumindest etwas sprechen, das hilft. Am Fremden kann man sich wirklich erfreuen, denn man lernt, wenn auch mit Mühe und Zeit, dass hinter den vielen Schleiern und Geboten, die von den Kulturen ausgehen, immer wieder Menschen zu finden sind, mit denen direkte Verbindung und Verständigung möglich ist. Es gibt diesen Ton der Zugehörigkeit unter Wesen, eine Offenheit, sich zu begegnen, und dann die Freude, wenn sich die Unterscheidungen noch zeigen können, aber nicht mehr wirklich zu Trennungen führen. Vor der Reise aber kommt der Abschied von dem, was man auch geliebt hat. Die guten Stunden zusammen, das Zusammenraufen, das Zusammenspiel. Die Bereitschaft zum Gelingen, all included, vom Feuerlöscher bis zum Haustier. Das ist nicht so einfach, das zurückzulassen, es hat eine Schönheit und Schwere, als wüsste man auf einmal gar nicht mehr, warum man geht. Man geht, um mit neuen Eindrücken zurückzukehren, oder von was auch immer man da macht, was auch dazugehört: der Abschied, die Trauer, und die Liebe. Noch ist ja Zeit. Jetzt kommt das Packen. Ich habe die einstige Idee, eine Zen Meisterin im Packen zu werden, schon lange aufgegeben. Ich verstehe auch bis heute nicht, warum die paar kleinen Items, die ich da ansammle, am Schluss so schwer sind. Bei einem dieser Flüge fiel mir auf, dass die Porter aussterben. Wie über Nacht hatten alle Gepäckstücke auf einmal Rollen. Ich war scheinbar die Letzte, deren Widerstand gegen Rollen sich auflöste. Es war ein Geburtstagsgeschenk: eine Tasche mit Rollen. Ich war wohl noch in dem Indien gefangen, in dem wir ein Bündel auf dem Kopf trugen. Ich selbst hatte damals noch einen chinesischen Seidenteppich und eine Messingschale, die ersten und letzten Symbole meiner Karriere als Sadhni (weibliche Form von Sadhu). Dazu gehörte das ticketlose Sitzen oben auf den Zügen, angebunden mit dem üblichen Schal an eine große Schraube. Das Warten auf die verspäteten Züge dauerte Stunden. Man hatte Zeit, alles zu sehen und mit Leuten zu reden. Jetzt gehe ich gezielt von Ort zu Ort, wo die Vertrauten wohnen. Ich reise nicht mehr. Ich habe zu tun.