Über dieses Aquarell, das Paul Klee
1920 gemalt hat, schrieb der Philosoph
Walter Benjamin 1940:
„Es gibt ein Bild von Klee, das ‚Angelus Novus‘
heißt. Ein Engel ist darauf dargestellt, der aussieht,
als wäre er im Begriff, sich von etwas zu entfernen,
worauf er starrt. Seine Augen sind aufgerissen, sein
Mund steht offen und seine Flügel sind ausgespannt.
Der Engel der Geschichte muss so aussehen. Er hat
das Antlitz der Vergangenheit zugewendet. Wo eine
Kette von Begebenheiten vor uns erscheint, da sieht
er eine einzige Katastrophe, die unablässig Trümmer
auf Trümmer häuft und sie ihm vor die Füße
schleudert. Er möchte wohl verweilen, die Toten
wecken und das Zerschlagene zusammenfügen. Aber
ein Sturm weht vom Paradies her, der sich in seinen
Flügeln verfangen hat und so stark ist, dass der
Engel sie nicht mehr schließen kann. Dieser Sturm
treibt ihn unaufhaltsam in die Zukunft, der er den
Rücken kehrt, während der Trümmerhaufen vor ihm
zum Himmel wächst. Das, was wir den Fortschritt
nennen, ist dieser Sturm.
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Ich kenne diesen Text schon eine ganze Weile und war immer mal wieder davon sehr berührt. Jetzt lese ich in einem kleinen, sehr schönen
Buch (bei Dumont) „Die Engel von Paul Klee“ die Geschichte zu diesem Bild, die ich leider hier nicht ganz wiedergeben kann. Klee hat das Bild wohl „Angelus Novus“ genannt, weil er Engel mehr als Zeitgenossen gesehen hat und nicht als Wesen der Vergangenheit. Benjamin hat das Bild gekauft, begleitet von dem Religionshistoriker Gershom Sholem. Vor der Flucht nach Spanien schneidet er das Bild, sein wichtigster Besitz, aus dem Rahmen und legt es in einen Koffer, den er bei Georges Bataille unterstellt. Benjamin stirbt auf der Flucht. Nach seinem Tod geht das Bild in den Besitz des Philosophen Theodor W. Adorno, der es dann Gershom Sholem vererbt. Was für wunderbare Geschichten es doch gibt auf dieser Erde!
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