Das sind zwei Bilder, die eigentlich jeden als „normal“ ansprechen könnten. Das linke ist ein ziemlich schlecht geschmiertes Butterbrot, das aber durch ein aus ihm hervortretendes Gesicht etwas Unheimliches bekommt und dadurch meiner eigenen Wahrnehmung von normal entspricht, nämlich sogenannte „Normalität“ eher als etwas Unheimliches zu empfinden, das so viele erschreckende Gesichter hat und einen erdrückenden Anspruch an bestimmte Formen des Daseins. Rechts ist eine Papiertüte, die ich heute früh in meinem Postfach gefunden und, schon etwas unterwegs mit dem Thema, als ein passendes Objekt zum Thema wahrgenommen habe. Eine fein gestaltete Papiertüte mit brauchbarem Henkel und schön normaler Ausstrahlung. Beim näheren Hinschauen entdecke ich darauf einen angeklebten Zettel, auf dem berichtet wird, dass diese Art Taschen aus Zeitungspapier, übrigens in Hindi, was ich da erst bemerke, vom Hauptbahnhof in Delhi stammen und von Kindern produziert werden, die, so steht da auf Deutsch, Freiheit suchen von häuslicher, oft auch sexueller Gewalt und Unterdrückung durch Familienmitglieder. Das entspricht auch meiner Vorstellung von normal, soweit vorhanden. Definitionen von „Normalität“ entspringen immer einer gewissen Übereinstimmung innerhalb einer Kultur auf bestimmte Werte und Normen und Gesetze. Das kann durchaus auch negativ besetzt sein. Ich kenne die Kinder in Delhi selbst, da sie überall auf den Straßen etwas verkaufen, von dem Magazin „Madame“ bis englische Ausgaben der Harry Potter Bücher. Normal ist auch, wenn es keinem mehr auffällt, dass etwas eigentlich nicht akzeptabel ist, was da läuft, aber niemand will sich damit beschäftigen, auch oft aus Überforderung. Im Gegensatz zu Marine le Pen macht Emmanuel Macron einen „normalen“ Eindruck, und wie wir wissen, haben viele Franzosen ihn nur gewählt um das, was le Pen als normal empfindet, zu verhindern. Allerdings muss man bei Le Pen’s abartiger Normalität auch bedenken, was Menschen dazu gebracht hat, und zwar einige Millionen, diesem Gedankengut eine Stimme zu geben, um aus der Gefangenschaft ihrer durch schicksalhafte Teufelskreise geformten Leben ausbrechen zu können. Für sie ist sie wahrscheinlich eine Hoffnungsträgerin, die ihnen vermittelt, dass sie wahrgenommen werden. Da kann sich nichts treffen, weil diese Norm nicht akzeptiert werden kann, zum Glück von genug Menschen, die das reflektieren können. Oft wird ja auch das „Funktionieren“ des Menschen als normal empfunden. Sehr viele psychisch kranke oder labile Menschen werden als normal behandelt, solange sie in den Augen anderer Lebewesen funktionsfähig wirken. Viele Menschen werden „eingestellt“, auch so ein grauenhaftes Wort, das sich im Gebrauch stabilisiert hat. Was ist wohl hinter der Normalität der Medikamente los? Gibt es Einblick in die dunklen Geheimnisse einer Gesellschaft, die sich gerne als normal deklariert, auch wenn es um atomare Aufrüstung gegen den Feind geht? Der Mensch, dein Feind. Ist das normal? Stephen Hawkins gibt der Menschheit 100 weitere Jahre des Überlebens. Das halte ich für übertrieben kurz. Sicher aber ist, dass, wenn dunkelster und offen sichtlicher Wahnsinn als normal erfahren wird, es…..ja was braucht es denn da an der Kippe, beziehungsweise der Klippe….!? Wir wissen es nicht. Keine/r weiß es, kann es wissen. Schon herrscht die totale Anarchie. Vögel zwitschern. Alles neu macht der Mai.