Menschsein

Es ist sicherlich angebracht, dass einem zuweilen die eigenen Meinungen oder Betrachtungen oder Beurteilungen freiwillig im Hals stecken bleiben. Was soll man auch sagen (zum Beispiel) über die raubtiererischen Auswüchse der Hamas-Mitglieder an jenem Tag einer weiteren lichtlosen Finsternis. Aber dann dieser Vernichtungswahn von der anderen Seite, das macht dann zusammen eine Hölle, deren Feuer alles verbrennt, was man sich unter ‚menschlich‘ vorstellen wollte. Und dann gehört man, ich meine ich, noch zu einem Volk, das sich diese Art der Hölle niemals mehr vorstellen konnte. Wir selbst sind ja noch Kinder und Enkelinnen der Mitspieler:innen, und nun sieht man das Ganze noch einmal, und ja, man macht sich Gedanken. Kann es sein, dass Menschen als Mörder und Vergewaltiger auf die Welt kommen, oder macht jede/r aus dem Paket einfach das, was ihm oder ihr möglich war. Und so gibt es diese Menschen, die Sokrates den Giftbecher reichen, weil er ihnen überlegen ist in einer Weise, die sie demütigt. Oder die, die kichern, wenn ein Blutüberströmter an ihnen vorbeigetrieben wird. Oder die, deren Blut keine andere Botschaft dem Weiblichen gegenüber kennt als die Dominanz darüber, was nur die Täter selbst auf „die niederste Stufe der Mystik‘ katapultiert, wie es der Dichter al-Halladsch nannte, als sie ihn wegen seiner Ansichten (am 26. März 922) halbtot schlugen und ihn auf einem Kreuz zur Schau stellten. Man kann auch nicht sagen: so sind die Menschen, denn sie sind ja gar nicht so, nicht nur. Nicht alle. Und manchmal fürchtet man, dass es sehr viele sind. Durch die jeweiligen Neigungen, die wir kultivieren, treffen wir Entscheidungen, die Folgen und Wirkung haben. Und einerseits kann einen das blanke Entsetzen ergreifen, und andrerseits kann man sich selbst um das Menschsein bemühen, das einem so vorschwebt. Denn, was ist das genau, und wie geht das: das Menschlichsein.


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