Christoph Niemann

So bemühen wir uns alle, mit dem Unvorstellbaren zurecht zu kommen, wobei das Unvostellbare eigentlich immer vorherrscht, wenn man es nicht immer wieder neu als das ‚Normale‘ bezeichnen würden täte. Das sogenannte ‚Normale‘ kann man allerdings auch nicht als einen ruhigen, wenn auch durch seine Ufer begrenzten Strom bezeichnen, sondern genau d a finden ja die Wildheiten und die Entgleisungen statt, unter anderem auch, weil das, was kommt, selten auf die vorgefasste Idee trifft. Trump wartet (vergeblich) auf den Friedensnobelpreis, Putin will die Unkraine nur noch zertrümmern, und Europa trifft sich zu weiteren trefflichen und treffsicheren Treffen. Der Gong, tief dröhnend im Irgendwo, wurde von allen gehört, ich meine: von allen uns Menschen. Heißt es Abschied nehmen vom Gewohnten (?), und wieviel Gewohntes unterstützt noch, und wieviel Gewohntes stört und muss dringend erfrischt werden. Oder wieviel Bedeutung kann es in dieser Welt noch sein, etwas oder jemanden darzustellen, also sich selbst noch als etwas darzustellen, was man n i c h t ist. Kann denn das sein, dass man etwas, was man darstellt oder darstellen möchte oder von anderen ermutigt wird, darzustellen, gar nicht ist? Alle Menschen sind allerdings im potentiellen Besitz der Fähigkeit, zu merken dass, wenn die Befremdung sich selbst gegenüber zu groß wird, nichts Angenehmes dabei herauskommen kann. Ich persönlich empfinde bei aller natürlichen und wahrscheinlich angeborenen Grübellust über die Hintergründe der Erscheinungen eine nachvollzehbare Ermüdung, und auf die Fragen, die man an sich hat, kommen nicht immer oder immer seltener Antworten. Man appelliert an die Stocknüchternheit und versteht, dass man ein ‚Einzeln‘ ist. Dieses Einzeln aber, das im Rahmen der Gesellschaft endgültig nichts und niemand mehr sein muss, beginnt nun zu lächeln und kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus.


Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert