Wer vom indischen Geist und seinen großzügigen Einstellungen mal inspiriert war, wird diese Inspirationsquelle vermutlich nie ganz los. Nicht nur war da Platz für so ziemlich alles, was Menschen sich unter ‚göttlich‘ vorstellen können, sondern es ging weit über jede Vorstellungskraft hinaus, und selbst für die schwärzeste Sucherseele gab es noch eine heilige Bruderschaft, die ihre Rituale pflegte. Oben das Bild, das mein Algorithmus mir im Netz als Teil des Vortragsthemas (Hinuidmus – a spiritual science) zuspielte. Ein schöner Gott, das muss man zugeben – wir Indienreisenden waren wie selbstverständlich vernarrt in ihn. Dieser Gott hatte den Eros, den man sich vorstellen konnte, und war ein bisschen auch wie wir, einerseits friedlich und andrerseits zum Kampf für die eigene Vorstellung von der existierenden Welt bereit. Es war schön, sich mal in so einer Schöpfung, der indischen Schöpfung, zu wärmen, denn sie war getragen von höchstem Anspruch an das Menschsein bei gleichzeitiger Erkenntnis des menschlichen Versagens, diesem Anspruch gerecht zu werden. Aber auch d a s kein Problem, man hat ja Zeit! Unerschütterlich ist die indische Einstellung an das Weitergehen nach dem Tod, dorthin, wo man es wieder aufnehmen und neu entwickeln kann und neue Chancen des Wachstums bekommt. Ob die Reinkarnationsidee wirklich eine Faulheitskrise ausgelöst hat, möchte ich bezweifeln. Überall wird Action und Einsatz geschätzt, und keiner möchte freiwillig zurückbleiben. Aber auch ohne Götter ging es zufriedenstellend weiter, sie waren ja selbst nur ein Zwischenstadium, eine freie Therapiequelle, eine Hindeutung auf das Wesentliche, ein Gespür für die Existenz des ganzen Rätsels an sich, das man studieren konnte soviel man wollte. Denn es gab kein Ende des Wissens, sodass man froh war, wenn einem das Prinzip des Genug begegnete. So einen urindischen Satz wie ‚Simple living, high thinking‘ (saada jivan, uchch vichaar) kann man weder erhöhen noch erniedrigen. Ohne Zwang erhält er seine Wahrheit. Kein Druck. Viel Freiheit. Nur ein angemessener Anspruch an die Umsetzungskraft.


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