Vor vielen Jahren hat einmal das Wort, also e i n Wort einer Poetin so viel Resonanz in mir ausgelöst, sodass mein Wortschatz es adoptierte. Es war das Wort ‚geschichtslos‘, das ich radikal als meines empfand, und fühlte mich abgrundtief verstanden bei gleichzeitig befreiender Leichtfüßigkeit. Da war mir noch gar nicht klar, wie verwoben und vernetzt und ins Unergründbare hinein verbunden diese ständige und sich aus sich selbst heraus speisende und immer neu erfindende Geschichte wirklich ist. Und welche Wirklichkeit in der Tat sie darstellen kann, wenn das emsige Menschenheer sich nach energetischen Mustern bewegt, die es selbst nicht versteht. Wobei niemand zum Verstehenwollen gezwungen wird, es ist ja niemand da außer uns. Wir sind es doch, die an den Webstühlen sitzen und unsere Teppiche weben, oder nicht? Mit den Farben, der Größe, den Mustern. Und wir sind es, die die Geschichten erzählen. Nicht nur unsere, nein, immer sind es Geschichten, die da aus den Mündern gleiten, als hätten sie Anspruch auf Wahrhaftigkeit. Vielleicht kann sich der Schrecken darüber, dass alles nur Geschichten sind, umwandeln durch Freude in die Erzählkunst. Also anstatt so zu tun, als wär’s die ultimate Realität (was es natürlich auch ist), könnte man darauf achten, das Wahrgenommene gut zu erzählen. Es fehlt ja an der Torte immer ein Stück, und auch wenn sie vollkommen sein könnte, käme ein erfundener Gott und würde dem Tortenbauer mit dem Finger drohen. So findet man sich wieder mit der Verantwortung für das eigene Script, und wie will man die Geschichte eigentlich erzählen? Und diese Geschichtslosigkeit, die hinter den Stories lagert, kann nur über sie, die Geschichten, erreicht werden. Aber es gibt sie (die Geschichtslosigkeit). Das wurde mir heute klar.