Natürlich ist es ein Privileg, wenn man morgens im November nicht irgendwo hin muss, wo man angestellt ist und von Glück sagen kann, wenn einem die Arbeit nicht nur gefällt, sondern auch gut tut. Aber wie Ferienaufenthalte oder Rentner:innenberichte zeigen, ist es gar nicht so einfach, einen freien Tag mit Inhalt anzureichern, der tatsächlich die Schatzkiste des lebendig Erlebten bündelt und zu neuen Kraftzentren führt. Das kann allerdings nur passieren, wenn ich mich geübt habe in selbstbestimmtem Denken und Handeln, und somit geübt in der Frage, wer mir da im Spiegel entgegen schaut, und ob ich diese Fassade schon durchdrungen habe, die Maske gelüpft und das, was ich vorfinde, beim Namen genannt. Sodass ich eventuell darüber Aussage machen kann, damit andere Menschen mich nicht umrätseln müssen, oder mehr oder weniger aus mir machen wollen, weil ich die Information nicht liefern kann. Ich meine jetzt die bewegliche, sich stets selbst justierende Information, die einer Quelle verantwortlich ist, also einem Ort, der der Wahr-Nehmung meines persönlichen Seins entspricht. Die Existenz aller Wahrnehmungsmöglichkeiten ist unbestritten, und so ist und bleibt vermutlich einer der wahren Sätze, dass ich existiere, weil das unleugbar ist. Alles Weitere ist schon Schöpfung, Poesie oder Prosa, auf jeden Fall aber Erzählung. Gleichzeitig sind die Erzählungen aber auch Richtlinien, und kein Mensch kann der Handhabung seines mitgegebenen Gepäcks entgehen, außer er oder sie gibt ab an andere, die sich damit dann egene Welten erfinden und bauen. Und dann das (gewählte) Alleinsein mit sich über die Stunden hinweg, eben in der schönen Deutung des Wortes, dass ich hier das gute Schicksal erlebe, mit mir in Gegenwart des Alls zu sein, mit unendlichem Raum zur Verfügung, in dem ich den Künsten des Daseins nachforschen kann: sitzen stehen liegen gehen essen trinken malen schreiben denken – du meine Güte, das Denken! Kann denken, kann mich selbst erkennen, das Innere beleuchten, schauen, was da so alles los ist in mir, und auch draußen, klar, aber vor allem drinnen. Dass es dem ähnelt, was ich mir vorstellen kann vom Menschenleben. Die Praxis der Fähigkeit zum friedlichen Miteinander. Kurz: zu lieben.

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