gruseln

Gruseln kann vor allem im Kindesalter etwas aufregendes oder anregendes haben, aber nicht so im weiteren Verlauf, wenn es einen dann schüttelt und rüttelt und wenn die als stabil vermutete Grundsicherung, was Werte und Vernunft betrifft, zu bröckeln beginnt. Und so bewege ich mich noch immer an der Schnittstelle zwischen Philosophie und Politik, weil wir von der Zuschauertribüne aus sehen und bezeugen konnten, dass genau an dieser Stelle das noch Menschliche auf das menschlich Entwertete trifft. Trump ist ja nur eine Marionette in diesem Gespensterkabinett, eben damit wir sehen, dass unvorstellbares Grauen sich vorwärtswälzt und einen selbst, noch weit entfernt vom Tatort, grübeln lässt, was zu denken und zu tun ist in dieser rabenschwarzen Stunde. Trump hat öffentlich an Hitler bewundert, wie ergeben sie ihm alle waren, und das möchte er auch. Er provoziert mit ungeheuren Herausforderungen, um zu wissen, wer unter allen Umständen noch mitspielt mit ihm, denn die braucht er. Und für einen unerhörten Moment lang ist es ihm gelungen, der Welt zu zeigen, dass einer wie er absolute Macht besitzt, um weiterhin tun und lassen zu können, was er möchte. Da kommen einem die Knaben im Bundestag doch noch fast harmlos vor. Und klar würden wir, das undefinierte Wir, dem philosophierenden Robert Habeck gerne mitteilen, wie gerne wir ihm die Chance zum Kanzlersein anbieten würden, aber wir sind nicht naiv. Selbst Friedrich Merz hat hier nur die übliche toxische Männlichkeit, die manche Positionen scheinbar fordern, aber man fürchtet nicht das radikale Aussetzen jeglicher Nachvollziehbarkeit oder eine herandämmernde Demenz im Zeichen des Wahnsinns. Oder was einem noch so alles einfallen könnte, lässt man den Dämonen in sich selbst freien Lauf. Wer hatte es nicht neulich noch als erlösende Möglichkeit für das Weltgefüge erwogen, wenn einer der potentiellen Mörder ihn, also Trump, tatsächlich erwischt hätte, obwohl aus der Geheimagentenküche schon verlautet wurde, alles wäre gefaked gewesen, um einen geretteten Halbgott aus ihm zu machen. Das Beunruhigende ist, dass es doch sehr an die Hitlerzeit erinnert, wo der immer schwärzer werdende Schlund kein Ende zu nehmen schien, bis seine Verbrechen den Feigling in den Selbstmord trieben, den Mörderkopf auf den Schoß einer Frau abgelegt. Nun habe ich keinerlei Ehrgeiz, eine Schauermärchenerzählerin zu werden, merke aber, dass ich noch in Schockverarbeitung bin. Es ist nicht Trump, der beunruhigt, sondern es ist die Masse der Menschen, die ihn gewählt hat. Man ertappt sich beim Löcherbohren in die unendliche Leere, die wie der Abgrund ein Ort ist, den man auch wieder verlassen kann.

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