wahr

Gerne nickt man bei diesem Satz von Dostojewski aus „Der Traum eines lächerlichen Menschen“, denn natürlich ist es egal, ob es ein Traum oder die sogenannten Wirklichkeiten sind, die uns auf einmal einen Wahrheitsgehalt schenken, der schon wegen seiner eindeutigen Erfahrung frei ist vom Zweifelhaften der Meinung. Denn sobald etwas diese Eindeutigkeit verliert, gehört es nicht mehr zum spürbar Wahren, aber auch das ist nicht unbedingt wahr. So haben wir unabhängig voneinander innerlich bei der Begleitung der Sterbenden eine Wende gespürt, so als hätten wir als die nahen Beteiligten ein paar Tage im Ewigkeitsstrom gebadet, nicht in einem  Hoffnungsschimmer, der hier vollkommen unangebracht wäre, sondern es als ein Geschenk betrachtet, das wir gemeinsam gestalten und noch erleben können, bevor ein Leben, mit dem wir verbunden waren, tatsächlich zu Ende geht. Ihr Leben wird zu Ende gehen, das ist wahr. Heute früh hat sie es selbst ausgesprochen, nämlich dass sich in der Nacht eine neue Einstellung formiert hat. Sie kann und will nicht mehr, schon ist sie geistig auf die andere Seite gewandert, ein naher und spürbarer Zeitpunkt kündigt sich an. Sie wird sterben, weil sie bereit dazu ist. Es gibt ja keinen Weg mehr zurück, es geht nur noch vorwärts. Auch diese Wahrheit kann den Sprung ins ganz und gar Ungewisse erleichtern. Das Wunderbare ist, dass sie durch eine vollkommen unkonventionelle Weise bei sich angekommen ist. So ist bei aller Hilflosigkeit und Abhängigkeit des Körpers gerade d a s so wunderbar, dass der Geist sich befreit von allem, was einem unwesentlich erscheint und dadurch Beflügelung stattfinden kann. Wir treten zurück und lassen den aufkommenden Wind durch die eigenen Federn wehen. Figuren am Ufer des Unwägbaren, umhüllt vom Geheimnis des Wahren.

 


Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert