Dieses simple Sätzchen habe ich in einem Museum photographiert, wo es vornehmlich dafür dient, anhand eines künstlerischen Produktes zu wissen, wo ich hingehe oder hingehen möchte oder überhaupt erst herausfinde, wo ich überall hingehen kann. Für mich ist es nach „Es war einmal“ der zweite Satz, den ich dadurch interessant finde, dass man durch die Betonung der Worte völlig andere Gedanken auslösen kann. Wenn ich frage w o etwas ist, führt es mich woanders hin als wenn ich frage, wo etwas i s t oder w a s (oder wo) etwas ist. Es kann auch der Ausdruck eines Taumelnden sein, der sich festhalten möchte, oder ein Ertrinkender sucht nach einem tragfähigen Holzklotz, der sein Überleben sichert. Nun ist es natürlich so, dass man täglich auf die eine oder andere Weise mit Begriffen bombardiert wird, von denen Andere ausgehen, dass man sie versteht, und umgekehrt. Es gibt ja keine Garantie und herzlich wenig erwünschte Überprüfung dafür, wie etwas bei unseren Gegenübern ankommt oder unsere für (als verständlich vermutete) Wahrnehmung bei ihnen ankommt. Hat man allerdings dann mal Zeit oder es erscheint einem dringlich, etwas Geschehenes gemeinsam zu beleuchten, kann man wahrlich staunen, wie selbstverständlich sich Missverständnisse auftürmen können zu allen möglichen erstarrten und locker gedeuteten Bildern, die wie schiefe Rahmen an den Wänden herumhängen, und selten kann man im fremden Haus um Erlaubnis bitten, ob man mal kurz den Bilderrahmen zurechtrücken kann, nur weil sich eine persönliche Obsession meldet. Selbst bei guten Freundschaften kann sich das als ziemlich schwierig erweisen, und nicht nur, weil wir alle so empfindlich sind. Oder doch. Da fällt mir ein, dass ich dieses Jahr mal meinen Empfindlichkeiten auf die Spur, oder sagt man besser „Schliche“? kommen wollte und habe dafür extra in meinem Notizbuch eine leere Seite gelassen, aber es, hier als ich, kam nicht dazu. Will man so etwas wirklich ernsthaft ergründen, braucht man ja Zeit, und nicht nur Zeit. Eingestimmt muss man sein und bereit, sich darauf zu konzentrieren, und nicht einem Thema, das auch schon auf einen lauert, den Vorrang geben, oder nach einer politischen Durststrecke auf einmal wieder reges Interesse vorfinden an den Anhörungen im amerikanischen Kongress unter Leitung von Nancy Pelosi. Und dann natürlich, ja!, : Wo ist w a s? Und um was geht’s denn hier jetzt. Eigentlich schon zwei sehr praktische Dinge, die man unbedingt wahrnehmen kann, also einerseits dass ich hier bin, denn das hat einen hohen Grad an Unleugbarkeit, sonst könnte ich mir ja keine Gedanken machen. Und nachdem das geklärt ist, die Frage, um was es mir eigentlich geht. Das ist eine Frischhaltefrage (Anm. des Wortfindungsamtes), die man auch beim Samstagseinkauf, oder am Frühstückstisch, oder auf dem Jakobspfad, in jedweder Wüste also oder wo auch immer sich stellen kann. Eben: Wo was ist, was mich anspricht, und wenn: was und warum und wieso.