Das Bild hat der Zufall geboren. Eine Zeichnung von mir lag auf dem Tisch, und ein durchsichtiges Blatt hat sich darübergelegt. Sowas finde ich schön, wenn etwas Spürbares daraus entsteht, mit dem man nicht gerechnet hat. Manchmal fällt mir der Spruch von Ramakrishna ein, einem indischen Heiligen auf (damals) höchstem Niveau im Sinne einer Art göttlichen Wahnsinns, den keiner mehr einschätzen konnte außer zwei herbeigerufenen Experten auf diesem Gebiet. Ramakrishna, der einmal in Kalkutta unterwegs war in einer Kutsche mit Vivekananda, und hinausschaute auf das abendliche Glitzern der Stadt, und meinte, ja was haben die denn wegen der Maya (dem Prinzip der illusionären Manifestation), sie ist doch schön! Dachte ich auch heute früh, als ich mal wieder länger am See saß in der wohltuenden Wintersonne, vor mir das glitzernde Wasser, aus dem sie rechtzeitig zur Saison die unzählbaren vielen Plastiktüten herausgefischt haben und es gelungen ist, den See wieder als natürlich, und natürlich heilig, zu verkaufen. Eigentlich will ich auf meinem Sitz mal wieder was schreiben, aber der Sweeper (aus der Nur-kehren-dürfen-Kaste) fragt mich, ob ich ihm Englisch beibringen könnte, und ich kann das auf jeden Fall täglich eine Viertelstunde. Er kehrt sorgfältig, was dringend gebraucht wird, und arbeitet auch in der Sonne, aber klar würde er lieber sitzen und schreiben können und nicht wegen gesellschaftlichen Zwängen nur die Wahl der Sweeperkaste haben. Was man machen kann, scheint oft so wenig, aber dann wird dieses Denkmuster ab und zu mal unterbrochen. So ist ein guter Artikel aus der FAZ zu mir gekommen, wo der wahrhaft rühmenswerte Mensch César Manrique aus Lanzarote vieler seiner schöpferischen Pläne umsetzten konnte auf dieser vulkanischen Erde, und dem dort so vieles gelang, was man bis heute für menschnunmöglich hält, aber es ist gut, zu wissen, was für einen einzelnen Menschen alles möglich ist. Beeindruckend ist u.a., dass es ihm weitgehend gelungen ist, dass alle Häuser auf einer bestimmten Höhe zu bauen waren und sind, sodass der Anblick dieser Landschaft einem menschlich so angenehm wohnbar vorkommt, was es auch ist, wenn die simplen Bedingungen bedacht und eingehalten werden würden. Ich möchte gerne einen Satz von ihm zitieren aus diesem Artikel, wo er mit den Worten erinnert wird: „Wann endlich wird sich der Mensch seiner selbstmörderischen, rentablen, aber tödlichen Plumpheit bewusst werden? In seinem maßlosen Stolz hat er ein System hinfälliger Werte geschaffen, das einzig dazu gedient hat, sein eigenes System zu zerstören.“( Sein hundertjähriger Geburtstag wird in Lanzarote gefeiert.) Ich erinnere mich gut, als die Kühe anfingen, am Plastik zu sterben und ich sehen konnte, dass die geistigen Zusammenhänge auseinanderdrifteten, vorne das Gebetsgemurmel über die heilige Kuh, ein paar Schritte weiter die sterbende Kuh-Göttin, Kamdhenu, die Wunscherfüllende. Überall Plastik schlürfend in ihrer seligen Einfalt. Dann griff die Regierung ein mit einem Verbot. Eine Weile wurde wieder mit der Zeitung eingewickelt, und das Gerücht eines sich auflösenden Plastikbeutels ging umher. Heute ist es so, als wäre absolut nichts geschehen, außer, dass noch mehr Plastik herumliegt. Dass die Menschheit sich selbst in vollem Bewusstsein zerstört, ist eins der menschlichen, kollektiven Phänomene, die wir gerade gemeinsam erleben. Schon an der dort neben der Küche hängenden Plstiktüte kann ich verstehen, dass das alles nicht so einfch ist, wie man’s gerne hätte, aber zweifellos ist jede Konsequenz willkommen. Auf dieser Ebene sind die sogenannten spirituellen Gesetzmäßigkeiten angebracht. Als ‚fünfte‘ Veda, sozusagen, die nicht geschrieben steht, sondern die man durch Lebendigkeit erlernt.