weitergehen

Es kann wirklich sehr lange dauern, bis man merkt, dass es selten der Andere ist, der die eigenen Unstimmigkeiten oder Unzufriedenheiten oder Unruhen undsoweiter hervorruft, sondern dass diese Konflikte oder Zustände bestenfalls dafür dienen können, Kenntnis über das eigene Wesen zu erlangen, und erst dadurch günstigerweise auch Offenheit und Interesse kultiviert werden kann für die Welt, beziehungsweise die Geschichte des Anderen. So sehr auch viele von uns, die sich jahrelang meditativen Praktiken unterzogen haben, das früher gerne als getrennt betrachtet haben, was in Indien als ‚lokik‘ und ‚alok‘ ( ‚weltlich‘ und eben ’nicht weltlich‘) klar unterschieden und als solches  beschrieben und gelehrt wurde, so hat es sich in den letzten Jahren deutlich gezeigt, dass diese Unterscheidungen nicht mehr wirklich angebracht sind. Nicht nur ein starkes Nachlassen des Interesses und auch der Fähigkeiten, hochangelegte Wertskalen und mühsam zu erringende Praktiken als wesentlich zu betrachten ist  seit Jahren auch in Indien zu beobachten, wo das ganze geistige Gefüge, in das jeder Hindu eingebaut war, allein durch die digitale Revolution bereits gesprengt wurde, sondern  es ist überhaupt auf allen Ebenen eine für jeden beteiligten Erdbewohner  unvorstellbare Auflösung alles Gewesenen zu beobachten, im sichtbaren wie im unsichtbaren Seinsfeld. Was heißt ‚Gewesenes‘? Was wir vorfinden, ist ja aus der Vorstellungskraft der Menschen entstanden, nämlich, dass vorhandene Energie (Geist) in der Lage ist, Gedanken in Materie umzusetzen. Nun ist ja im Prinzip jeder Mensch in der Lage zu sehen, was aus diesem geistigen Material alles von Menschen gebastelt, erhalten und wieder zerstört wurde. An dieser Sicht, so nüchtern sie auch ausfallen kann, wurde noch niemand gehindert. Nun scheint es gerade in Notzeiten der Weltlage so zu sein, dass Menschen nach Lösungen suchen für das scheinbar Unlösbare, und entweder sie verzweifeln, oder sie machen sich auf den Weg, wo das Weltliche mit dem nicht so Weltlichen zusammenfließt. Ich denke, es geht um das erfrischende Setzen von Prioritäten, für die ich selbst die Verantwortung übernehme. Diese Bewegung auf der eigenen Fahrbahn ist bereits die Sprengung des Konventionellen, denn nun kann ich ja entscheiden, wie und warum und wofür ich leben möchte und da bin. Um dieses Kennenlernen führt kein Weg herum. Deswegen haben Vereine wie Pegida und die AfD so viel Erfolg mit ihrer Raumgebung für alle, die einen Entscheider brauchen, weil sie ihre eigene Existenz und die Existenz der Anderen nie ernsthaft bedacht haben. Auch auf Männer und Frauen schaut man weiterhin mit Staunen. Dreht sich wirklich so vieles um Geldgier und Macht und Manipulation und Mordlust. Ja, das tut es, viel dreht sich in diesem Kreis. Und doch sitzen wir allein und mit unseren Freunden in den Gärten und können gute Nachricht weitergeben, kein Zweifel. Hey Leute, es geht! Es ist schwer, aber möglich. Und zu Recht wird die Liebe gerühmt für ihre Verwandlungskraft, denn ehrlich, sie fordert alles, denn sie kennt es nicht: das Abweichen von sich. Sie ist spielerisch, spielt aber kein Spielchen, denn es geht ihr allen Ernstes darum, sich in höchstpersönlicher Weise am Leben zu halten, denn nur da, wo sie lebensfähig ist, kann es weitergehen.

 


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