Diese Statue, oder ‚murti‘, wie es hier heißt, habe ich vor ein paar Tagen entdeckt und gerätselt, wen das darstellen könnte, denn die Szene erinnert doch stark an Maria mit dem Jesuskind. Die Mutter sieht entrückt aus vor lauter Seligkeit, an den Sohn musste ich mich heimlich ranpirschen, auch weil ich entschieden habe, in der Öffentlichkeit so wenig wie möglich mit dem Smartphone herum zu hantieren, um Fragen zu vermeiden, die ich nicht beantworten möchte. Nirgendwo an den Figuren waren erkennbare Zeichen zu sehen, keine Pfauenfeder, die auf Krishna hindeutet, oder den kleinen Shiva, oder seinen Sohn, Ganesh, den Elefantengott, den man ja an seinem kleinen Rüssel erkennen würde, undsoweiter. So habe ich das Bild bei meiner Freundin Lali in ihrem Familienkreis herumgezeigt und nach Aufklärung gesucht. Aber sie wussten es auch nicht, sondern fügten nur die Vermutung hinzu, dass es der kleine Hanuman sein könnte, das finde ich nun wiederum nicht, da tut man dem Kleinen unrecht, weil es, soweit ich weiß, keine Informationen gibt über seine Mutter. Was auffällt ist, dass der Junge sehr groß ist. Das hat mich auch schon so manches Mal an den Jesuskinddarstellungen irritiert, dass der Körper schon aussieht, als würde er bald in die Pubertät kommen, dabei liegt er auf dem Schoß der Mutter herum, meistens weht ein Tuch über das Unsagbare. Noch nie habe ich so ein Bild mit einem kleinen Mädchen gesehen, und d a s in dieser Größenordnung, man kann es sich gar nicht vorstellen, es berührt etwas Peinliches in einem, so ein großes Mädchen auf dem Schoß der Mutter, was macht sie da. Der Sohn darf da herumliegen, das ist eher natürlich, vor allem, wenn ein Gottmensch aus ihm werden soll und die Mutter ihn durch unirdische Vorgänge empfangen hat. Nein, nein, nicht durch die sonst üblichen Vorgänge unter den großen Decken, wo sich Hände und Gebeine leicht verirren können in Räumen mit sehr vielen Anwesenden. Nein, auf dem vertikalen Weg empfangen, und glücklich, dass alles richtig läuft, während die Tochter schon weiß, wie man Gemüse und Brotfladen anfertigt und sich heimlich sorgt, ob wohl aus ihr eines Tages so ein Junge hervorkommen wird, oder nicht. Ich finde, der Junge sieht auch extrem besorgt aus. Weiß er schon, was ihm blüht? Solche Gedanken kommen mir nur um die Weihnachtszeit herum, wo man darauf achten muss, dass man bei Laune bleibt, auch wenn das Fest spurlos an einem vorüberzieht. Außer, dass ich mich immer für alle hart Arbeitenden freue, wenn sie ein bisschen ausschnaufen können inmitten der oft die Seele erschöpfenden Lebensweisen.