Das ist Sakshi, die mich gestern besucht hat, u.a., um mir ihre Hochzeitsbilder zu zeigen, da ich die Hochzeit aus verschiedenen Gründen verpasst habe. Man sieht hier, was man alles hervorzaubern kann. Es könnte Shalabal aus Zen-La sein, eine Marvel Comics Frau und Geliebte des Silver Surfers. Oder eine historische Figur aus der Zeit vor der Kameraerfindung, obwohl der Schriftzug des Photographen mitten im Meisterwerk das Bild verschandelt. Aber es ist Sakshi, die ich seit ihrer Geburt kenne, hier aber nicht wiedererkenne. Auf keinem der Bilder kenne ich diese Frau, so verwandelt ist sie vom Beauty Parlour. Wow, sage ich, sogar falsche Wimpern. ‚Alles war artificial‘, sagt sie. Sobald ein Bewusstsein über etwas existiert, kann man mit unnötigem Wundern aufhören. Die Summen, die auf dieser Hochzeit gezahlt wurden, werden geflüstert. Das Geld und das damit verbundene Wahrgenommensein als Geldbesitzer sind die Hauptanliegen. Das Gold, das weitergereicht und erhalten wurde in Kilos, die Schwiegerelternpaare nach dem Schmieden des Kuhhandels ihren Fähigkeiten entsprechend zufrieden und mit ein paar ordentlichen Schlückchen Whisky zelebriert. Sakshis Vater war einmal ein geschätzter Chirurg, jetzt siecht er in der letzten Phase des Alkoholismus dahin. Er kann nicht mehr arbeiten, erzählt mir Sakshi, die auch Ärztin ist und in einem Krankenhaus arbeitet, vorzugsweise im O.P.-Saal, denn sie liebt es, mit Blut umzugehen, sagt sie. Sie studiert weiter, um selbst Chirurgin zu werden. Ihr neuer Ehemann unterstützt sie und steht nachts mit ihr auf, um für das nächste Examen zu lernen. Sie sieht erschöpft aus in liebenswerter Schlichtheit. Die ersten Wochen solcher Hochzeiten sind extrem anstrengend, vor allem, weil die Braut bei den Schwiegereltern einzieht und sich dort im Zusammenleben bewähren muss. Sie hat kaum Gelegenheit, mit ihrem Mann ein Gespräch zu führen, weil alles sich mittendrin abspielt, klagt sie. Um zu mir zu kommen, muss sie ihren Mann um Erlaubnis fragen, zum Glück kennt er mich und wir hatten eine heitere Begegnung letztes Jahr bei Chai, dem Landesgetränk. (Im Süden wird mehr Kaffee getrunken). Deswegen werden sehr teure, hochqualifizierte Alben hergestellt, die jedes Jahr aufwendiger sind, und neue Königsberufe entstehen: Hairdresser, Manikürer, Gesichtsgestalter, und natürlich alles mit /Innen, Personenverwandlerinnen, die Magie entstehen lassen können unter ihren Händen und wissen, wie man aus einer Frau alles herausholen kann von jemandem, der sie nicht ist und auch nie sein wird. Sakshi, obwohl bereits hochbezahlt in ihrem Beruf, stöhnt unter der Last der Zurückzahlungen, die sie allein für ihre Kleider leisten muss. Nie wieder anziehen können, die teuren Dinger. Mottenpulver. Vor und nach dem Hospitaldienst helfen in der Susral (Schwiegereltern)-Küche. Zeigen, ob man geeignet ist, da, wo es gelingen soll mit allen und allem Drumherum. Ich ermüde schnell über Hochzeitsbildern und verliere nach 2000 shots den Zusammenhang. Bei Sakshis Bildern hat mich fasziniert, dass ich keine der Frauen, die ich kannte, erkennen konnte. Alle für ein paar Stunden verwandelt, damit später gerätselt werden kann, ob man das wirklich war, die da saß in der bedeutsamen Rolle und dem mysteriösen, historischen Raum, in dem Menschen erzeugt werden, die dann in der Welt unterwegs sind.