In diesem Bild habe ich zum Beispiel zuerst die Strukturen gemacht, und habe das innere Rechteck gelassen wie einen blinden Spiegel, aus dem sich dann, da war ich sicher, eine Figur herauskristallisieren würde, immer ein hochspannender und hochkonzentrierter Prozess, in dem vieles Ungeahnte erlebt werden kann, ohne dass das Resultat davon viel verraten muss. Klar ist, dass die Wesen, die bei mir auftreten, einerseits oft wirken, als seien sie in Stein gebannt, andrerseits kommen sie immer irgendwoher und gehen irgendwo hin, oder lagern auch mal eine Weile herum. Sie lösen Gefühle in mir aus, die nicht nach dem Verbalen rufen, aber letztendlich nur über die Worte verstanden werden können. So, wie es häufig geschieht in nahen Beziehungen, wenn Menschen denken, der Andere müsste doch wissen, was in einem vorgeht, und sich dementsprechend verhalten. Nein, weiß er oder sie nicht, was in der oder dem Anderen vorgeht, und ich persönlich preise eher die Sprache für ihre phantastische Möglichkeit, über sie zumindest in die Nähe des Kerns zu kommen, auch wenn ich Sprache an einem ganz gewissen Punkt auch aus dieser reflektierten Richtung her immer wieder aufs Neue loslassen muss, damit die Bewegung des Stromes trotz aller klimatischen Zustände nicht einfriert. Lässt man nun selbst aus der leeren Dimension eines Blattes Welten und Wesen erscheinen, so sieht man während des Vorgangs ein sich wandelndes Bild, das oft auf wahrlich unheimliche Weise von der äußersten Spitze eines eh schon feinen Pinsels abhängig ist. Auch wenn ich schon mal eine Lupe nehme, um das Vorhandene nicht zu zerstören, oder aushalten muss, wie durch eine riskante Kontur etwas vom Leben in den Tod gleiten kann, oder umgekehrt. Das ist natürlich immer so, auch beim Autofahren oder beim Brotschmieren. Da aber alles Lebendige, und auch das Tote, so vielseitig ist und so leicht überfordern kann durch seine unzähligen Varianten, ist es vermutlich das letztendlich Einfachste und Vernünftigste, sich durch eine Ausdrucksform, die einem Freude macht, zumindest über sich selbst alles zu erfahren, was einem möglich ist, da man dadurch auch in dem Miteinander und dem Umgang mit Menschen die eigenen Mitteilungen klarer formulieren kann, und dass man mit der Zeit weiß, was einen anspricht und was nicht, und sich von da aus auch immer wieder neu entscheiden kann. Wo ich gerne meine persönliche Struktur erweitere durch das Wissen und die Erfahrung Anderer, und wo nicht. In der Zeit, als ich ziemlich gute Science Fiction Bücher gelesen habe, spürte ich auch manchmal so etwas wie eine emotionslose Faszination für die Welt maschineller Geschöpfe und ihre Fremdartigkeiten. Auch Denken kann ziemlich kalt werden, denn wir wissen immer noch nicht wirklich, wie es z.B. möglich war, die menschliche Wärme aus den Gehirnen der Nazis zu solch einem Ausmaß zu entfernen, dass man zwar noch die Mundwinkel hochziehen und Kinderköpfe streicheln, aber nicht mehr wirklich ein Mensch genannt werden konnte. Dann wird der Tod ein Meister genannt, und hier steht der Tod für das Gefühllose, das nicht Mitfühlenkönnende. Als ich in München war, lief der Film ‚Babylon Berlin‘, und da ich aus Berlin bin und eine freundliche Kritik über die Schauspielerin gelesen hatte in der Zeit, wollte ich im Haus von Freunden mal reinschauen. Ich war ziemlich erschrocken, eigentlich fassungslos. Wie man durch alles Vorgaukeln spürt, was hier gemacht wurde und was es als Blockbuster sein und werden soll, das….ja, genug, ich will es nicht sehen und habe in den Minuten meines Dasitzens mehr Folter und Grausamkeit und exzellent gemachte blaue Flecken gesehen, als mir wünschenswert vorkommt. Was mein Selbsterzeugtes betrifft (um wieder den Bogen zu kriegen), so bin ich immer froh, wenn Wärme sich ausbreitet, manchmal auch Liebe, für die Wanderer und die Wandlungen, die durch meine inneren Felder ziehen.