…als welkten in den Himmeln ferne Gärten…..

Ich bin selbst überrascht, wenn mir in meinen Texten die Jahreszeiten in den Sinn kommen, in diesem Fall der Herbst, wohl im Rahmen meiner eigenen Zeit verbunden mit den dazugehörigen poetischen Wortfetzen, wenn die Blätter wie von weit fallen, und nur die Zypresse, der Trauerbaum, leer und unbewegt steht. Und dass sich keiner jetzt mehr ein Haus baut, wenn er noch keines hat, und dass die tiefe Zeit heranrückt mit den Büchern und den Leselampen. Wenn man noch vor sich hindenkt, fallen einem Dinge ein, die kann man sich ins Bewusstsein holen oder auch nicht, denn zum gedankenlosen Seins-Raum im Sinne eines quellverbundenen Wohlgefühls als einen geistigen Wohnort ist es noch eine Strecke. Am besten, man hängt gar keine Karotten mehr vor das Pferdegespann, sondern gibt adäquate Nahrung, damit die Rosse ihre Arbeit tun, ohne dass man sich ständig einschalten muss. Auch ist mir mal aufgefallen, dass meiner Beobachtung nach im Herbst meist eine Serie von Flugzeugabstürzen passieren, oder vielleicht ist es nur auf meinem Schirm, weil ich selbst bald fliege und in ein riesengroßes, prall mit Menschenleibern gefülltes Objekt steige, die alle von derselben angstvollen Hoffnung durchweht sind, wir, oder vielmehr die vielen getrennten Iche, mögen gesund und munter am anderen Ort heraustreten zu weiteren Schritten, die man ganz gerne auch machen möchte. Auch wird von Poeten oft erwartet, dass sie freiwillig abtauchen in die Unterwelten, und Kunde bringen vom angemessenen Umgang mit Abschied, Tod und Trauer – und Liebe natürlich, das ist wesentlich, da auch diese drei genannten Gefühle ohne sie ihren tiefen Wert nicht manifestieren können. Und auch politisch wird prompt zum Herbst in diesem Land, wo der Herbst berühmt ist für seine Schönheit, ein Abschied prophezeit, und das ist der Abschied von Angela Merkel, einer wahrlich bemerkenswerten Erscheinung auf der Weltbühne. Ich erinnere mich, wie leicht es uns bei ihrem Antritt fiel, uns etwas lustig zu machen über ihre als biedere Formlosigkeit gesehene Gestalt, bevor wir lernen konnten, was alles darin steckt. Und man muss m.E. unbedingt mal, wenn auch nur zu sich selbst, sagen, dass in ihrer ganzen Amtszeit nicht nur sie, sondern das oft unsichtbare Team um sie herum eine Bemühung ausstrahlt und strahlt um Korrektheit, und kein Hauch von bewusst eingeleiteter Korruption hing an ihren Aufgaben, und man muss selbst Politiker/In sein, um zu wissen, wie ohnmächtig doch auch jeder Beteiligte an diesem Zirkus werden muss, wenn die interne Sachlage mal mehr als klar ist. Dass Frau Merkel Führungsschwäche angehangen wird, weil sie z.B. Horst Seehofer nicht hochkantig aus dem Schiff gefeuert hat, ist ungerecht, denn es ist nur ein dramatischer Vorgang auf der Ebene der Diplomatie. Das wissen auch alle, dass es da keine guten Lösungen geben konnte. Angesichts dieser perfiden Lage hätte man sich in der Tat gewünscht, dass eine Kanzlerin mit ihrer verfügbaren Qualität im rechten Moment abgetreten wäre, wenn es nur darum gewesen wäre, der subtilsten aller Männerfantasien nicht begegnen zu müssen, nämlich dem Rachezug des Sohnes gegen die Mutter. Unter anderem ein Mutti-Mord also, das lässt sich nicht leugnen,  da auch gerade von diesen Söhnen nun lustvoll die Dämmerung ausgerufen wird. Zum ersten Mal wird in den Nachrichten von verschiedenen Gestalten gesprochen, die im Hintergrund des Geschehens als NachfolgerInnen gehandelt werden. Alles auf dieser Ebene ist Mach- und Machtwerk des Denkens. Und wir sind ja alle froh, dass wir in einer potentiell reichen, demokratischen Multi-Kulti Kultur leben, in der man allzu gerne davon ausgehen möchte, dass viele Bürger und Bürgerinnen sich ein eigens, souveränes Urteil bilden können über wesentliche Vorkommnisse, die die Gesellschaft, also uns alle, betreffen.

Titelzeile aus einem Herbstgedicht von Hermann Hesse


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