abheben

Abheben und auferstehen hat ja eine gefühlsmäßige Ähnlichkeit, und so stoße ich auf der Suche nach etwas anderem in meiner Bilderkiste auf dieses schöne Bild da oben. Habe ich nichts Besseres zu tun, als mich wie jedes Jahr, wenn ich aus Indien zurückkehre und auf Ostern treffe, zu erkundigen, ob er zB jetzt oder an Pfingsten aufersteht, als würde es mich in irgendeiner Weise persönlich betreffen. Vielleicht habe ich mir über die vielen Jahre in Indien hinweg angewöhnt oder hatte dort keine andere Wahl, als die Kultur nicht aus den Augen zu lassen. Das ist ja nicht möglich, wenn auch im Volk noch keinerlei Bedürfnis zu spüren ist, Religion und Politik und Privatleben zu trennen. Der Premierminister selbst ist gewohnt, als Gottheit behandelt zu werden, er ist ein VVVIP und kennt das Hinterfragen der eigenen Weise nicht mehr. Das kommt ja meist erst, wenn man weiterhin Glück hat nach dem Sturz aus den himmlischen Gefilden der (Ent)Täuschungsmanöver. Ansonsten lässt sich doch vermutlich jede/r gern verehren, wenn es denn klappt. Ich kenne auch einen ehrenwerten Hindu. der getan hat, was er konnte, um den Verehrungstendenzen um ihn herum Einhalt zu gebieten, ja, er hat verboten, dass man ihn verehrt, aber sie ließen sich davon nicht abhalten. Vielleicht nehme ich also diese Gewohnheit aus Indien mit, Religiöses in gesellschaftlichem Kontext zu reflektieren, und lasse mich hier von ihr einholen. Bin ich, wenn ich meinen Blick flüchtig über die Häuser gleiten lasse, von Christen umgeben, wenn auch nicht umzingelt, denn es droht ja von ihnen hier keine direkte Gefahr. Die Kreuzigungen sind rechtzeitig eingestellt worden, die Hexenjagden haben sich verringert, und die medialen Geräte müssen an dieser Stelle unbedingt gelobt werden für ihr Servive-Programm. Lebe ich in einer christlichen Kultur? Aber Kalima, nun lebst du hier schon so lange und bist gar hier (in Berlin) geboren!, und weißt es immer noch nicht? Unser letztes Jahr eingezogener  Nachbar hat eine schneeweiße Madonna in seinem Teil des Gartens aufgestellt, die direkt auf unser Haus schaut. Ist er ein frommer Christ? Was ist ein frommer Christ? Nein, beantwortet er meine Frage, sie gefiel ihm nur so gut, da hat er sie irgendwo erstanden. Das macht mich neugierig, und ich schaue sie mir an. Eine Jugendstil-Madonna mit Händen, die wie um eine unsichtbare Kugel geformt sind, ein feines, glaubwürdiges Gesicht, und stehend auf einem Halbmond. Doch für mich birgt das Christentum durchweg etwas Unheimliches, das kommt aus den Geschichten, die man leise schaudernd im Schulunterricht gehört hat, Wie!????, seinen eigenen Sohn hätte der Vater auf dem Rost verbrennen lassen, und haha, ich habe dich nur prüfen wolle, sagt der heilige Vater. Wer wird schon gern unfreiwillig geprüft? Und klar, wo sollen die Gläubigen hinpilgern, wenn es kein Lourdes mehr gäbe, wo Tote weiterhin lebendig werden und aufstehen aus ihren Rollstühlen. Und es ist ja auch nicht so einfach, eins mit sich zu sein und eine Abenteuerin, eine Adventuress, die die Reise lückenlos anregend findet, ja klar, auch anstrengend, aber doch unter- und wachhaltend genug, um zum Beispiel den tückischen und gefährlichen Verführungen des Religiösen letztendlich entkommen zu sein.

 


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