Alles ist gleichzeitig mit der vorhandenen Kraft so zerbrechlich, so angreifbar, so zart. Als ich die ersten Familienmitglieder des verstorbenen Zwillings sehe, berührt mich, wie verwandelt sie aussehen, wie dieser Tod sie mitgenommen hat in den Schmerz und die Trauer, und ja, da hilft es ganz sicher manchmal, nach oben zu zeigen, wo höher vermutete Mächte sich um die Hilflosen kümmern. Wir haben doch gar nichts getan, sagt Dipu, so, als könnte nur das schlechte Verhalten so etwas Schreckliches hervorbringen. Aber das Unvermutete bricht überall ein in die Zerbrechlichkeit, auch wenn Körper und Geist gehütet werden wie der Augapfel, der auch nur zuschauen kann, wie die Dinge sich entfalten. Aber es ist doch auch diese (vermeintliche) Unschuld, die (ihnen) noch schwer in den Knochen liegt und wiegt und neue Konflikte hervorbringt mit dem Angebrachten, dem Hervorgebrachten und dem Umgang mit der Ungewissheit, was im Dunkel der Nächte schon alles geschehen ist, bevor es die Worte fand für das Unsägliche. Und die sich selbst auferlegten Ordnungen und Disziplinen, die den Verzagtheiten den Sprit zuführen für das Weitergehen, immer so nackt unter den aufwendigen Kostümen, wo sich hier und da die Narben breit machen von Gewesenem, das durchstanden bzw. durchgelegen sein wollte und musste. Unter leicht verschleiertem Himmel schaue ich auf das zusammengesetzte Bild, das sich uns immer darbietet als Norm, an der die Wesen entlanggehen mit ihren lauernden Bedürftigkeiten, durch tägliche Rituale im Zaum gehalten. Das ist das große Versprechen des Gottes im Wunschraum der Menschen, dass er schon das Richtige wird wählen können für sie, er, der Hüter der Herden. Doch auch der oder die, die/der das Schafsein nicht kann, will behütet sein und geschützt vor dem Zugriff des Schicksals. Das Schicksal aber, was auch immer es sei, nimmt den Einen mit, und den Anderen lässt es liegen. Der Mutter der Zwillinge, berichtet mir Dipu, hat die Familie noch nicht mitgeteilt, dass ihr Kind tot ist. Sie ist wohl mal in den Brutkasten-Raum gegangen und meinte, beide ihrer Söhne dort zu sehen, aber da war er schon gar nicht mehr da. Sie möchten das andere Kind noch eine Weile schützen vor ihrem Schmerz.