So,wie Silvia Bovenschen das sehr schön in einem ihrer Bücher beschrieben hat (das einzige, das ich gelesen habe), so lässt sich das Verrinnen der Zeit u.a. daran erkennen, was im eigenen Leben schon alles verschwunden ist, was man für ewig hielt. So war auch für mich z.B. das „ex oriente lux“, das Licht kommt aus den Osten, eine schwer von uns Travellern widerrufbare Tatsache, haben wir doch im Licht der indischen Kultur ausgiebig gebadet, ja, mit all der Zwiebelturm-Romantik, aber auch die Aufnahme und Nähe eines Wissens, das es immerhin sehr lange geschafft hat, fast bis in den heutigen Tag hinein, die Bevölkerung von sich so zu überzeugen, dass der Zugzwang, ein guter Mensch sein zu wollen, in jeder Hütte spürbar war. Wie es wirklich kam, dass alles auf einmal zusammenbrach, oder wo sich vorher die Zeichen mehrten, kann man dann nur vermuten oder researchen, man wird es genauso wenig wissen, wie man weiß, was in den Köpfen vor sich ging, bevor Hitler an die Macht kam. Da in Indien die Götter die Macht haben, zögert sich das ganze, monumentale Erwachen etwas hinaus. Wie? Vergewaltigung, Kinderehe, Raubgier, Kondome, Abtreibung der weiblichen Ankömmlinge, das ist schon viel. Und Smog natürlich in tödlicher Dosis. Wird das zu bremsen sein? Die Götter und Helden haben ja auch immer mächtig Probleme, aber ihre Lösungen sind nicht immer anwendbar. Der Schöpfer wirkt etwas disqualifiziert, denn wenn er keine Macht hat, was zu ändern, kann man immer nur sagen, er will es so. Er will Smog, damit die Kinder sich mal richtig durchhusten, bevor sie sterben. Klar, das ist Menschenwerk, was soll er tun, er ist machtlos. So geknechtet der Mensch manchmal in den Religionen dargestellt wird, so frei ist er doch, hinter sich zu lassen, was ihn nicht mehr anspricht. Dann beginnen die großen Klagen. Das Gemüse ist vergiftet, die Butter geschmacklos, die Milch gepanscht. Vor Jahren habe ich mal erlebt, dass ein Milchmann heftig angegriffen wurde von einer Meute, weil er die Milch etwas versetzt hatte mit Wasser. Jetzt ist man schon froh, wenn man halb/halb bekommt. In den Häusern haben die Gespräche aufgehört wegen der ständig aktivierten Flatscreens und dem ganzen digitalen Wahnsinn, der sich breitmacht wie jemand, den man nicht mehr kritisieren darf undsoweiter. Ja, vieles ist nicht mehr spürbar, woher auch. Wenn die Habgier ausbricht, zerfällt das gemeinsame Feld. Gut, es war in Indien auch Zeit, denn auch spürbar ist die Suche nach neuen Wegen, um dem persönlichen Erleben Rechnung zu tragen. Es ist teuer und auch ziemlich ungesund, was wiederum anderes Denken hervorbringt. Und Heilige, die Bio anbauen. Achach, der Mensch ist ein Zauberwesen. Es bekommt ihm, wenn er liebt. Liebe soll ansteckend sein. Man stecke sich an mit dem Virus und beobachte das Lächeln, das aus der Tiefe sich meldet.
tayyebeh November 16, 2017
))))))