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Das linke Bild aus meiner Pinsel-Serie  „43 Sichtweisen“ heißt „freischwebend“ und hat mich, so nah und entfernt etwas sein kann, an meinen Zustand erinnert, als ich gestern mit Freunden aus dem neuen Joseph Beuys Film herauskam. Der Begriff „freischwebende Aufmerksamkeit“ (Exzellenz des Ausdrucks!) ist von Freud. Auch in Beuys konnte ich den Zustand wahrnehmen. Da muss schon sehr viel passieren, ein Todesdurchgang oder eine unermessliche Einsamkeit, eine Todesbereitschaft auch, um den Geist über den Tellerrand zu bringen, damit leibhaftig erfahren werden kann, dass dort im angstbesessenen Ungewissen u.a. auch geschwebt wird…. bevor es zu Taten drängt, bzw sich ausdrücken muss, was da ist. Ich fand den Kinoraum ziemlich lebendig. Man konnte getrost einander zuflüstern, alle waren an einem schönen Sonntag Nachmittag für Beuys gekommen, um vielleicht, wie ich, das schwer fassbare Bild nochmal zu vertiefen, oder überhaupt mal damit in die vorhandenen Tiefen zu gehen. Jemand hatte gewarnt, der Film hätte Überlänge; ich hätte noch länger sitzen können. Das schien einerseits in dem Film (sehr schön zusammengesetzt nur mit Originalmaterial) eine erschreckend andere Zeit zu sein für die paar Jährchen, die dazwischen liegen. Aber man konnte sehen, wie wieder mal ziemlich viele Menschen offen waren für Neues. Da bringt er sich ein, mitten hinein in das Establishment, dieser Beuys, als ein Mensch. Und obwohl es nicht „wirklich“ (!?) um Kunst ging, konnte man die Kunst mal wieder spüren und bei sich selbst nachschauen, um was es geht. Beuys hatte die üblichen Etiketten an sich hängen, auf die man alle abfahren konnte und kann, vom Spinner über den Egomanen bis zum Erlöser. Das war auch sicher alles drin, so wie es in allen drin ist und heraus muss, bis sich zeigt, was da ist. Seine Handlungen waren schon auch ziemlich mächtig. Man konnte spüren, was gemeint war. Und dann: diese 7000 Eichen, die er tatsächlich mit immer weiteren Helfern gepflanzt hat! 7000 Bäume! Mir kamen die Tränen, das fand ich auch seltsam, so berührt davon zu sein, dass er dieses unglaubliche Werk durchziehen konnte. Wow. Ja! Hineingehen. Als wir herauskamen, lief ein alter Freund von uns am Kino vorbei, den wir einmal im Jahr in solchen Momenten treffen, so als könnte man gar nicht leugnen, dass da ein logischer Vorgang stattfindet. Warst du schon drin, fragte ich ihn. Nein, aber er würde klaro reingehen. Beuys, ein Vertrauter, sagte er, nicht wahr? Einer aus der Familie, ein Freund.

Dann abends nochmal kurz in den News was von Trump gehört, dazu das Bild oben, das ein Gewölbe voller Dollarnoten zeigt. Im Original („Zeit“?) war noch der Körper des Mannes zu sehen, der in einem Anzug die „Kohle“ zur Seite fegt. Das blonde Trumpel-Kind unter sich geistig in die Fäustschen lachenden Ölmonarchen, den Milliardendeal mit Waffen unterzeichnend. Das gehört auch zum Film: alle sind potentiell für einander geeignet und erkennen sich wieder, und denken wir nicht alle, wir haben es erzclever gemacht? Die Haut zwiespältig retten, das selbst Eingemachte als blendend deklarieren, bis der fallende Groschen entweder kollektiv erlebt, oder vorher individuell eingegeben wird. Trump wird mit denselben Etiketten behängt wie Beuys, doch so sehr man in der Wahrnehmung des neuen Welthändlers Trump nach Substanz suchen wollte, sieht man nur gähnend leere Zirkusakrobatik, die sich durch die Geschichte der Menschheit zieht, während in Beuys ein Licht brennt, das unabhängig ist von seinem Vergehen.

 

 


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