Man reflektiert ja nach solchen Tagen, die einiges Ungewohnte mit sich bringen, dann dies und jenes, vor allem auch erweitert durch die Beobachtungen oder Gespräche Anderer mit anwesenden Gästen erfährt man…ja was erfährt man denn?
Mir ist es zum Beispiel seit meiner Rückkehr aus Indien zum ersten Mal, auch über diesen Blog, gelungen, mein Indien-Erleben nicht nach einigen Tage meiner Ankunft irgendwo in meinem geistigen Indien-Archiv zu versenken, bis es wieder Zeit wird, das Indien-Aufenthaltsgepäckstück herauszuholen, um den Faden einer anderen Kultur mit mir drin wieder aufzunehmen. In Indien bin ich „automatisch“ in die zweite Lebensoption der Inder hineinmanövriert worden, und zwar als Soloistin im Reich der „Einzelnen“ wie Sadhus , Mönche oder Priester etc., ganz einfach deshalb, weil ich weder verheiratet bin noch Kinder habe. Auch auf diesem Weg werden bestimmte Einstellungen und Ausbildungen und Verhaltensweisen geschult und erwartet, vor allem für eine indische Frau gäbe es keinerlei Ort, ein Solo-Leben zu leben, nur weil sie nicht heiraten will. Hier in Deutschland besteht mein Freundeskreis zwar vielfach aus ja, wie sage ich das…künstlerisch interessierten Menschen, wobei das eingeschränkter klingt, als es ist. Ich bewege mich sehr selten innerhalb von größeren Familien, daher ist es auch interessant für mich, diese Erfahrung zB an solchen Festtagen machen zu können. Auf jeden Fall finde ich es anregend, von Menschen aller Altersgruppen umgeben zu sein, was übrigens auch in Meditations-Ausbildungen oft als gutes Zeichen gewertet wird. Wir haben am vergangenen Familientag auch festgestellt, dass ein „Spiel“ , das wir auf Anregung junger Mädchen alle gespielt haben, sich als außerordentlich geeignet zeigte, scheinbar Unvereinbares zusammenfließen zu lassen in Freude und vor allem in viel gemeinsames Lachen. Was Unterhaltungen betrifft, so merke ich, dass eine gewisse Müdigkeit sich in mir bewegt über die Lust an Meinungen, die wir in dieser Kultur so gerne persönlich äußern. Bevor ich aber bei mir selbst ansetzen kann, muss ich noch mal gründlicher darüber nachdenken, was für mich ein Dialog eigentlich bedeutet und wo und wodurch ich ihn förderlich finde oder auch nicht. Das Erste, was mir einfiel war, zwischen Unterhaltung und Dialog zu unterscheiden, aber wie gesagt, muss nochmal brüten. Manchmal höre ich mich auch sagen…“meine ganz persönliche Theorie…das ist auch noch eine Variante…zum Beispiel habe ich eine persönliche „Theorie“ über den Vorgang der Auferstehung, die ich mir gestern zum Glück verkneifen konnte. Zufällig war aber ein Gast bei uns, der auch wusste, dass nicht nur das Grab von Jesus in Kashmir ist, und der Abdruck seines Gesichtes auf dem Totentuch, sondern ich habe auch Bilder gesehen, wo Krishna, der indische Gott der Liebe, blondes, schulterlanges Haar hatte, eine geschichtliche Verschmelzung zwischen Krishna und Christus also durchaus möglich. Also, dass es eher so war, dass seine Freunde ihn, nachdem er abgehängt werden musste wegen Shabbath, ihn wegbefördert haben und in Sicherheit gebracht, und dort in Kashmir und Indien hat er nochmal eine Weile gewirkt. Die Inder haben ja nicht solche Probleme mit menschlichen Gottheiten. Dann auch: Auferstehung als Symbol, ja, nachvollziehbar. Es fällt Schnee im kältesten April seit Klimaaufzeichnung, aber die Natur bewegt sich ungerührt in die Auferstehung. Jedes Leben ein Sieg über den Tod, jedes Frühstück nicht nur das Gelingen des Aufstehens, sondern auch die Auferstehung aus den unbewussten Reichen der Dunkelheit in die Möglichkeit des Seins.
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Das Bild mit „Two Oceans“ kam so zustande: als ein Freund von uns heute früh genau in dem Moment zur Tür hereinkam, als wir gerade unser Gespräch beendet hatten, und ich zu ihm sagte: good timing, denn wir haben gerade zwei Ozeane durchquert. Da erzählte er von diesem Bild, das er gestern im Rewe gemacht hatte von dem Weinflaschenetikett, vermutlich in ganz anderem Kontext. So steht es hier bei mir neben der vorüberschwebenden Familieneinheit für …ja…überraschende Momente.