Da, wo ich lebe

Da, wo ich lebe, sind die Wiesen zur Zeit so frisch und grün und lebensspendend! Ach wie schön ich es fände, wenn Menschen aus Indien, die mich hier besuchen, immer auf so ein Wetter stoßen könnten, wo einem das Herz aufgeht durch das satte Grün, und die Luft noch so leer ist von Beschwerung, und das Gezwitscher, auf das ich extra hingewiesen wurde dadurch, dass jemand intensiv hinhörte. Dem Gezwitscher der Vögel volle Aufmerksamkeit geben! Vor allem für alles Schöne und Gute muss man empfänglich werden, also das Empfangen kennen lernen wollen, vor allem, wenn man dem Geben und Tun Vorrang schenkt. Hier im sanften Grün eines Frühlings, es war das Jahr 2017, kann man, wenn man sich sorgen möchte, auf die Blüten und Knospen schauen, die in dem wärmsten März, wie ich höre, seit der Klimaaufzeichnung, schon in vollem Drang sich nach vorne bewegen, und der April kann da noch einiges anrichten, muss aber nicht, wenn der Ausdrucksdrang sich stark genug entwickeln konnte. Irgendwas in mir wollte immer Großstadtpflanze bleiben und als solche gelten, vielleicht mein Hang zu Science Fiction, gutes Science Fiction natürlich, wo der Geist andere Ebenen des geistigen Raumes betreten kann und potentielle Mutationen für möglich halten, die dem schöpferischen Geist zuweilen vorkommen wie Nektar gegen die Ödnis der menschlichen Weltgestaltung (wenn der eigene Blick begrenzt ist). Aber wie ich sehe, hält sich mein Körper meistens in Landgebieten auf, in Indien vor allem auch an einem See und am Rande der Wüste, wo immer noch mehr Weite und Raum möglich ist, und hier, ja: wir können die Türen offen lassen und in den Wald gehen mit ein paar Schritten und furchtlos darin umhergehen. Dort und hier ist die Natur der Rahmen, den ich als wohltuend und förderlich für das menschliche Wesen empfinde. Die freie Entfaltung des jeweils Schöpferischen im Einklang mit allen zu verrichtenden Handlungen, die diesen Einklang fördern. Stimmt, ich bin gar keine Stadtpflanze (mehr). Manchmal gehe ich hin, zum Glück nicht weit weg, immer mal auch unterhaltend. Doch die Gestaltung des Seins, wie es sich mir erschlossen hat, ähnelt durchaus dem „Kepos“, dem Garten des Epikur, wo die Gespräche mit den Freunden über die förderlichste Lebensweise stattfanden, mit seiner freundlichen Einladung an die Fremden, die eintreten können und teilnehmen an guten und einfachen Dingen, deren Wert über bestimmte Einstellungen wahrgenommen werden kann und zu einem Leben führen, das Anderen und mir selbst Freude bereitet.

Da ich gestern dieses Photo von der Wiese mit den Gänseblümchen gemacht habe, fiel mir ein, dass ich vor Jahren mal etwas über Gänseblümchen in einem Pflanzenbuch gelesen hatte, nämlich, dass es das ganze Jahr über blüht. Das Volk liebte es und nannte es Tausendschön. Aber eines schönen Tages, irgendwann im 18. Jahrhundert, geriet das Gänseblümchen in Acht und Bann und wurde systematisch vernichtet. Es wurde, übrigens zu Unrecht, stand da, angeklagt, ein abtreibendes Mittel zu sein.. Heute ist das Gänseblümchen in der Gesellschaft wieder aufgenommen (uffh) worden und akzeptiert.

Der berühmten Gänseblümchenforscherin
Lakshmi Radikali, die an sich selbst eine
wohltuende Heilung durch Gänseblümchen-
Blättersud erfahren hat, liegt sehr viel daran,
der Gänseblume wieder einen lebendigen
Rahmen zu geben, denn die Heilforschung
der natürlichen Medizin kann ja selbst kaum
noch natürlich überleben, weil sie im
Operationssaal der modernen Technologien
so gründlich seziert wird,  dass nicht viel
übrigbleibt von ihrer eindeutigen Wirkung.

 


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