Es ist eine erfahrbare Tatsache, dass das gelebte Leben erst in einem Nachhinein gründlich reflektiert werden kann, denn man hat einfach mehr Überblick über Zusammenhänge, gefällte Entscheidungen und die daraus hervorgehenden Resultate. Man kann mit einem inzwischen geübten Blick das Übungsfeld begutachten, auf dem man die diversen Prüfungen abgelegt hat, die man als Mensch freiwillig oder unfreiwillig durchlaufen hat. Denn es ist doch ein einziges Übungsfeld, auf dem man von Anfang an lernen muss, wie das alles geht, was in der eigenen Vorstellung zum Menschsein gehört. Zuerst übt man mit den Eltern, die auch noch mitüben, denn nun haben sie das Kind, wer weiß schon, wie das geht. Wenn man das überlebt, wird es nicht einfacher. Alles ist immer neu, bis man merkt, dass einiges sich wiederholt. Darüber gibt es dann tausende von Büchern und Filme, die einem zeigen, wie andere aus diesen Verstrickungen und Blasen, in die sie sich renmanövriert haben, wieder herauskommen oder aber darin gefangen bleiben und scheitern. Vielleicht muss man mal mit etwas scheitern, damit man weiß, wie das ist, aber grundsätzlich muss man nur weiterüben, bis man die Idee des Seins umwandeln kann in die Erfahrung des Seins. Aber was bedeutet das, das Sein zu erfahren, oder ‚es‘ zu sein, damit der Schein wegfällt, also die Illusion über all das, was man gelernt zu haben glaubte, dabei hat man das alles nur geübt. Denn wenn man glaubt, etwas wiederhole sich, hat man nicht darauf geachtet, dass jedes Ei und jedes Ich und jedes Auge täglich etwas anderes ist, und nur ich muss darauf achten, dass es am Leben gehalten wird. Durch Lernbereitschaft, durch Üben wird es am Leben gehalten. Das gilt für das morgendliche Erwachen ebenso wie für das tiefe Gespräch. Man muss für gute Ergebnisse immer auch die Bedingungen kennen, deren Kenntnis (unter Umständen) ein gutes Ergebnis gewährleistet. Dann sammelt sich natürlich auch was an in der Fundgrube, und man hat Zugang zu Qualität und Vielseitigkeit. Gibt es die Meisterschaft im Menschsein? Ich denke schon. Früher (wann immer das war) war das hohe Alter dafür gedacht. Man traute den Alten noch Weisheit zu. Auch dafür gibt es Bedingungen. Im Schlaraffenland hängen die Früchte niedrig, und es entsteht der Eindruck, alles sei habbar. Aber der Preis ist sehr hoch. Verwirrt stolpern Schlaraffenländler durch das selbstkonstruierte Labyrinth gefälschter Versprechen. War nicht immer Krieg? Nein! Frieden war’s, und auf einmal zuende. Und ist es nicht gerade der/die Meister/in, die am meisten beim Üben beobachtet werden können?, denn ja!, es gibt ihn ja schon, den Satz, der das alles vorzüglich zusammenfasst: Übung macht den Meister.