Thema

Ein Gast kam eines Tages von irgendwoher bei uns an, und kaum hatte er die Wagentüre geöffnet, fragte er, was zur Zeit mein „Thema“ sei, was eine humorvolle Anekdote unseres Hauses wurde, also diese wie selbstverständliche Annahme, man hätte immer ein Thema parat. Hat man ja vielleicht auch, aber zuerst muss man sortieren und etwas nachdenken, was man überhaupt bei all der vielseitigen Denkerei als Thema definieren würde. Sobald man sich intensiv(er) mit etwas beschäftigt, wird es leicht zu einem Thema, das dann in Gespräche einfließt, die man damit entweder lenken oder einfach anstoßen oder dadurch sich frei entwickeln lassen kann, es wird dann interessanter. Auf jeden Fall ist etwas, auf das das Augenmerk ausgiebig gerichtet ist, ein Thema. Es gibt auch unliebsame Themen wie ‚Elon Musk‘, aber auch mich hat der immerhin als Figur faszinierende Joker schon ziemlich beschäftigt, und das reicht schon und sagt aus, dass es immer ein herausgehobenes Interesse geben muss an einem Geschehen oder Vorfall, um ‚Thema‘ genannt zu werden. Die Themenbereiche finden meistens Anklang in Räumen, wo mit einem bestimmten Interesse gerechnet werden kann und schließen immer andere aus, die das nicht als Teil ihrer Lebensgestaltung betrachten. Bei öffentlichen politschen Themen wie Wahlen brodelt die Welle des Interesses kurz hoch und zieht sich dann wieder, entweder enttäuscht oder zufrieden oder abwartend zurück, und andere Themen werden vorrangig. Es gibt auch gedankliche Zusammenstöße von Themen, die auf erstaunliche Weise entstehen. Neulich gestalteten wir im Haus einen Abend, an dem eine Erzählkünstlerin dem Freundeskreis die Geschichte des ‚Golem‘ (Buch von Gustav Meyrinck) erzählte. Diese Figur des ‚Golem‘ geisterte eine Weile bei uns herum und wurde zum anregenden Thema. Dieser Golem wird durch Buchstabenmystik gebildet und kann (u.a.) Aufträge ausführen. Er ist seinem Gestalter untergeordnet und hat keinen freien Willen. Nun passt das hervorragend zu Elon Musk, aber was sehe ich da beim Öffnen meines smarten phones? Die Royal Society hat 1.300 Unterschriften gesammelt, um Elon Musk aus dem illustren Kreis auszuschließen wegen allen möglichen Turbulenzen gegen die Arbeit der Wissenschaft, das alles unter Golem.de (IT news for profis). Na ja, das wird jetzt keinen vom Hocker hauen, denn wir basteln und brüten ja unsere eigenen Themen aus und müssen vor allem in dieser Zeit immer mal wieder nachschauen, ob das, was uns beschäftigt, auch angemessene Worte findet, und andrerseits: ob wir auch noch zuweilen in der Gegend herumsitzen und von mir aus themenlos in die reichhaltige Leere des Kosmos starren, um dann wie automatisch zu uns zurückzukehren, der einzige Ort, der einem radikal zur Verfügung steht, und in dem sich Wahr-Nehmung ermöglichen lässt. Die Ausbreitung der Themen in der Welt befähigt uns, Chaos und Ordnung in eigenem Maß zu harmonisieren, ich meine spielerisch, damit aus dem ganz eigenen Thema keine überflüssige Blase wird.


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