Dass wir in extrem verdichteten und irrwitzigen Zeiten leben ist kein Geheimnis (mehr). Man ist bestrebt, seinen eigenen Senf, hier Senf als überflüssige Meinungskundgebung, in Zaum zu halten, wohl wissend, dass die bereitwillige Darbietung von ‚Mein-ungerei‘ d a ihre Bedeutungslosigkeit erreicht, wo nur noch überall und zu jeder Zeit weltweit über absolut alles was gemeint wird, wodurch sich die potentiell vorhandenen Tiefen in immer seichtere Gewässer flüchten oder gar nicht mehr wahrgenommen werden, auch wenn es nur aus Zeitmangel geschieht. Zeitmangel war schon immer eine hervorragende Ausrede für das, was eigentlich bewältigt und gedacht werden müsste, aber eine andere Art von Mühe und Bereitschaf bzw. Einstellungt braucht. Ich vermute mal, dass wir alle irgendwo Zettel herumliegen haben, auf denen weise Sätze aufgehoben wurden, deren schlichte Essenz ausreichen würde, das ganze Leben entweder zu verändern oder zu bereichern, hätte man sich um ihre Tiefe weiterhin bemüht. Aber noch vorteilhafter ist natürlich die eigene, mit inneren Überlegungen angefüllte Schatztruhe, immer bereit, neue Anstöße zu geben, wenn schwierige Kreuzungen auftauchen, die ohne Aufmerksamkeit und einer hohen Konzentratonsbereitschaft nicht zu bewältigen sind, da sie uns wesentliche Entscheidungen abringen. Wir Menschen, auch wenn wir bis zum Hals von einem ewigen Außen durchprogrammiert sind, laufen dennoch als Originale durch die Gegend, und es ist und bleibt unsere höchstpersönliche Verantwortung, w e r da durch die Gegend läuft, also als wer in welcher Gechichte. Auch die gründliche Durchforstung meiner Geschichte kann zwar in Bezug auf frühe Störungen und wahrscheinliche Kindkatastrophen eine Heilung einleiten oder aber einen Prozess auslösen, aber dann ist ja erst mal Schluss mit der Geschichtsverbündelung. Löst man sich davon, was empfehlenswert ist, wird man gerne als radikal gesehen, und natürlich kommt es darauf an, was man unter ‚radikal‘ versteht. Sobald das Lebensblasenkonstrukt, bei Zerrissenheit reparierbar wie ein Spinnennetz, tatsächlich durchbrochen wird, erscheint einem erst einmal alles als radikal, die Wissenschaft, die Technik, die Kunst, die Dummheit, die Abhängigkeit undsoweiter. Der Dschungel des Daseins formiert sich zu einem komplexen Labyrinth, das sich selbst gleichermaßen in Sinn und Widersinn (und Unsinn) ausgetüftelt hat und nun zum Ausprobieren bereitsteht. Findet man wie zufällig den Glückskeks an unvermuteter Stelle, breitet sich unter günstigen Umständen im Innern ein feines, humorvolles Lächeln aus, auch d a s radikal in der Macht seiner authentischen und arglosen Wirksamkeit.