Jeder Krieg ist an sich eine total menschliche Entgleisung, und jede fesche Uniform suspekt, egal, welche Heldenanekdoten daraus gebastelt werden. Grässliche Worte werden entworfen oder aus den blutigen Mustern wieder hervorgezaubert, wenn sie nützlich sind. Wenn Tötungsinstrumentarien wieder gebraucht werden, ein als notwendig erkanntes Nachschieben von Munition, damit das, was nicht passieren darf, nicht wirklich passiert. Und nun der Gazastreifen, damit wir uns in der radikalen Lebensausbildung den Kopf darüber zerbrechen können oder gar müssen, wie dieses Grauengewebe menschlichen Irrsinns von uns selbst wahrgenommen wird, von mir also ganz persönlich, ach ach, wie geht das. Gestern fühlte ich mich von innen heraus genötigt, mir aktuelle Bilder aus der Situation im Gazastreifen anzusehen, während eine amerikanische Journalistin davon berichtete, was sie dort gesehen hat. Es war das Undenkbare und doch Stattfindende: Tote, Sterbende und Verhungernde. Verhungernde Kinder, mental geschädigte Jugendliche, ein ständiger Nachschub von Traumatisierten, die in den nächsten Jahren, wenn sie es denn überleben, überall auf der Welt herumirren werden, wenn ihnen keiner hilft, das Erlebte irgendwie zu bewältigen. Und natürlich die Frauen, die Mütter, die Schwestern, die Töchter, die hier zu oft der niedrigsten Stufe der Ausbeutung ausgeliefert sind. Und wer schaudert nicht vor dem Gedanken zurück, alles zu verlieren, was man aufgebaut hat mit Anderen. Wenn die Stimmen der Weisheit automatisch versiegen, weil wenig bleibt, was da zu sagen wäre. Eines ist sicher: dass sich Israel von diesem Grauen lange nicht erholen wird. Die totale Sonnenfinsternis in Netanjahus Gehirn hat nicht einmal einen Lichtkranz, sondern es verkörpert die lichtlose Hölle schlechthin, in die Menschen im Rausch einer kranken Psyche hineingeopfert werden. Man sieht den letzten blutgetränkten Strohhalm im schwarzen Loch verschwinden. Deutschland wird angeklagt, diesen Massenmord mit Waffen zu unterstützen, wahrlich eine makabre Unterstützung einer menschlichen Community, von der man 6 Millionen Mitglieder vernichtet hat. Das macht es dem Denken, wenn überhaupt möglich, sehr schwer. Und dann man selbst, im Kepos, gut ausgewogen zwischen Haben und Sein, das hochkonzentrierte Auge auf das Wort „Fremdling“ starrend.